Zum Tod des Schauspielers John Hurt

Der Mann, der "Der Elefantenmensch" war

John Hurt
John Hurt, 1940 - 2017 © dpa / picture alliance
Von Andreas Stummer · 28.01.2017
In "Alien" war er das erste Opfer des Monsters, "Der Elefantenmensch" machte ihn berühmt und im "Harry Potter" mimte er den Herrenausstatter Olivander: Der britische Schauspieler John Hurt ist jetzt im Alter von 77 Jahren gestorben. Eine Würdigung des Charakterdarstellers.
Sternzeit 1979, der Raumkreuzer Nostromo gleitet durchs All. An Bord: Die siebenköpfige Crew und ein blinder Passagier.
Der erste Kino-Auftritt von "Alien" bedeutete auch den Abgang von John Hurt. Er war der erste, den sich der Jack the Ripper unter den Weltraum-Sabbermonstern gewissermaßen "zur Brust nahm". Die blutige Szene gehört heute noch zur ewigen Schock-Bestenliste des Films. Danach wusste jeder wer John Hurt war: Die erste Wahl für die zweite Reihe hinter den Stars.
Für den Drogen-Reißer "Midnight Express" wurde Hurt für den Oscar nominiert, das zweite Mal als "Der Elefantenmensch". Hurt gelang es hinter der häßlichen Fratze eines entstellten Mannes die Reinheit einer unschuldigen Seele darzustellen.
Menschen, die Opfer, Außenseiter oder anders sind: John Hurt verlieh oft denen ein Gesicht, die übersehen, ausgegrenzt oder ignoriert werden. Eitelkeit war ihm fremd, wichtig war nur die Rolle. Für "Der Elefantenmensch" saß er täglich acht Stunden in der Maske um hinterher völlig unkenntlich vor der Kamera zu stehen.

"Der Elefantenmensch" brachte den Durchbruch

John Hurt:
"'Der Elefantenmensch' war eine große Herausforderung, aber auch ein Genuß – eine phantastische Rolle. Heute ist der Film ein Klassiker, aber niemand wollte ihn machen. Wir fühlten uns wie beim Pferderennen auf einem völligen Außenseiter. Und unsere Aufgabe war es ganz vorne mitzulaufen."
Lieber schwierige Rollen als leichtes Geld. Schlagzeilen machte er nur wenn er, wie seine engen Freunde Peter O-Toole und Richard Harris - mal wieder vom Charakter- ins Spirituosenfach wechselte.
"Damals gehörte das Trinken mit zur Arbeit, es war Teil unserer Kreativität", sinnierte Hurt einmal, "aber die Zeiten haben sich geändert. Heute wird so ein Verhalten nicht mehr geduldet. Und das völlig zurecht."

Von Indiana Jones bis Harry Potter

Mal ein Auftritt in einem Indiana Jones, dann im Erstlingsfilm eines Nachwuchsregisseurs. John Hurt machte seit mehr als 50 Jahren Kino, spielte in mehr als 120 Filmen: In großen, kleinen, guten, weniger guten und in unsterblichen. In Orwell’s "1984" wurde er von Big Brother ausspioniert und als Mister Olivander war er Harry Potter’s Herrenausstatter.
John Hurt war neun, als er beschloß Schauspieler zu werden – gegen den Willen seiner Eltern. Ohne seinen Dickschädel wären Film, Fernsehen und die Bühne um einen der vielseitigsten britischen Charakterköpfe ärmer. Denn ob als Star oder Nebendarsteller: John Hurt war ist immer mit Leib und Seele Schauspieler.
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