Zum Tod der Architektin Zaha Hadid

"Wenn sie reinkam, war der Raum voll"

Die Architektin Zaha Hadid bei einer Ausstellung über ihre Arbeit in Madrid 2012
Die Architektin Zaha Hadid bei einer Ausstellung über ihre Arbeit in Madrid 2012 © dpa / picture alliance / Gustavo Cuevas
Nikolaus Bernau im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 31.03.2016
Die irakisch-britische Stararchitektin Zaha Hadid ist mit 65 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Die von ihr geschaffenen Raumerlebnisse seien unglaublich faszinierend, sagt der Architekturkritiker Nikolaus Bernau.
Zaha Hadid sei berühmt dafür gewesen, Kostenvorgaben und Temrinpläne eher locker zu betrachten, so Nikolaus Bernau. Doch herausgekommen seien Raumerlebnisse, die so im 20. Jahrhundert nur mit der Architektur von Hans Scharoun und dessen Berliner Philharmonie vergleichbar sein: "Es gab um 2000 rum einen wahren Zaha-Hadid-Hype, wo unendlich viele junge Architekten versucht haben, sie nachzumachen", so Bernau. Doch dabei sei es um mehr gegangen, als nur "weichen Swing in den Beton zu bringen". Nämlich um "die Überlegung dessen – was eigentlich Raum ist – aufzulösen"

Eine Uni-Bibliothek als Raumwunder

In Hadids Architektur würden die Räume praktisch ineinanderfließen. Als Beispiel verweist Bernau auf das Wissenschaftszentrum Phaeno in Wolfsburg, das Feuerwehrhaus für die Möbelfirma Vitra. Aber auch auf die neue Biblitohek der Wirtschaftsuniversität in Wien. Letztere sei ein wahres Raumwunder: "Da gehen die Leute rein und staunen als erstes, bevor sie sich Bücher holen."
Hadid habe sich weder als Irakerin noch als Britin gesehen, sondern als Weltbürgerin. Bernau ist sich sicher: Ihre Karriere als Architektin wäre heute so nicht noch einmal möglich gewesen im Osten. Für unglaublich viele junge Architektinnen, gerade in muslimischen Ländern, sei Hadid Vorbild.

"Zahid war Chefin - ein sehr dominante Person"

Sie sei eine derartig dominante Person gewesen, dass sie auch anstrengend war für ihre Umwelt. Sehr dominant aufgetreten, so dass es anstrengend gewesen sei für die Umwelt. "Sie kam einfach in den Raum rein und der Raum war irgendwie eigentlich voll. Und man fragte sich selber, ob man eigentlich auch noch Platz haben darf." Ähnlich sei Zahid auch gegenüber Bauherren und Verwaltung aufgetreten – und damit habe sie ihre Architektur durchgesetzt.
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