Zum Filmstart von "Mockingjay 2"

Auf "Tribute"-Tour mit Francis Lawrence durch Berlin

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Regisseur Francis Lawrence im Kraftwerk in Berlin, einem der Drehorte des Films "Die Tribute von Panem - Mockingjay 2". © dpa/ picture-alliance/ Britta Pedersen
Von Anna Wollner · 19.11.2015
Es steckt viel Berlin im letzten Teil von "Tribute von Panem". Anlässlich der Weltpremiere von "Mockingjay 2" hat Regisseur Francis Lawrence Journalisten zu den Drehorten geführt - und erzählt, warum die vielen Kulturangebote der Hauptstadt manchmal die Dreharbeiten behinderten.
"Welcome to Mockingjay City Tours – my name is Eike Wolf, I am the spokesman of Studio Babelsberg.... We go now to the first location Kraftwerk Mitte."
Ein bisschen fühlt es sich an wie eine Klassenfahrt mit Hollywoodprominenz. Ein Reisebus voller Journalisten, vorne in der ersten Reihe, wo sonst der Lehrer sitzt, sitzt diesmal der Regisseur Francis Lawrence, gemeinsam mit seiner Produzentin Nina Jacobson und einer ersten kleinen Erklärung, an welchen fünf Orten genau Teil Drei und Vier der erfolgreichsten Jugendbuchverfilmung nach Harry Potter gedreht wurde
"Lets see. We shot a lot in Tempelhof. We shot Kraftwerk, Rüdersdorf and we also shot in Krampnitz. And at the Convention Center, the ICC for some of the subway tunnels. Five or six major loactions."
Sechs Drehorte, das alte Kraftwerk in Mitte, der stillgelegte Flughafen Tempelhof, am Messegelände ICC und in Brandenburg, in Rüdersdorf und Krampnitz– sechs Wochen waren Cast und Crew im Sommer letzten Jahres in der Stadt.
"Die Crew hier war fantastisch. Das ist keine Selbstverständlichkeit und immer ein Sicherheitsrisiko. Selbst in Amerika, wenn man außerhalb der großen Filmzentren in New York oder L.A. arbeitet. Aber die Motivation und die Fähigkeit der Leute hier hat mich überrascht, ich habe manchmal sogar vergessen, dass wir gar nicht in den USA drehen."
sagt Regisseur Francis Lawrence über die Lautsprecher im Bus, während es schleppend durch den Berliner Feierabendverkehr geht. Die erste Station ist das alte Kraftwerk in der Köpenicker Straße, ein imposanter Betonkasten.
Die Halle im Kraftwerk fühlt sich geradezu klaustrophobisch an - wie Distrikt 13
Mit einem alten Fahrstuhl geht es nach oben, dreißig Meter über die Stadt in eine riesige, langgezogene Halle ohne Fenster. Für den Film war sie perfekt, ein Drehort hoch oben, im Film unter der Erde.
"Wir haben diese Location gewählt, weil wir hier Distrikt 13 nachbauen konnten. Distrikt 13 liegt eigentlich im Untergrund, hier verstecken sich in Mockingjay 1 die Rebellen, zu denen Katniss stößt. Wir hätten es auch bauen können, aber die Größe hier hätten wir in keinem Studio nachempfinden können. Wir haben etwas gesucht, daß sich wie Untergrund anfühlt, ohne viele Türen, Fenster und Öffnungen."
Es ist fast schon klaustrophobisch in dieser Halle, nahezu perfekt für die Stimmung in Distrikt 13. Dennoch war der Ort hier nur ein Zufallsfund – eigentlich kam Lawrence aus anderen Gründen:
"Es war vor allem die Architektur. Wir haben nach etwas gesucht, das Brutalität mit klassischer Architektur vereint. Die Grundlagen unseres Setdesigns für das Kapitol basierten auf den Entwürfen von "Germania". Damit nach Berlin zu kommen und Originalbauten aus dieser Zeit als Kulisse benutzen zu können hat perfekt gepasst."
Eine dieser Kulissen ist der stillgelegte Flughafen Tempelhof mitten in der Stadt. Der nächste Halt auf der kleinen Panem-Rundreise durch Berlin. Zu Fuß geht es im Gänsemarsch wieder nach unten. Durch das ehemalige Versorgungstunnelsystem auf die Rückseite der imposanten Gebäude.
Der Ausgang des Tunnels ist Schauplatz einer Schlüsselszene des Films. Allerdings muss man auch hier zweimal hingucken.
"Wenn sie sich den Film angucken, werden sie merken, dass das Ausstattungs-Departement ganze Arbeit geleistet hat und viele Dinge hinzugefügt hat. Wir hatten einen Green-Screen für die Berge im Hintergrund. Wir haben sogar unsere eigenen Schienen verlegt und hatten einen funktionierenden Zug. Das gab uns die Möglichkeit, die Szene in einer einzigen Einstellung drehen zu können. Von dem Augenblick an, in dem Katniss ihre Rede hält, bis der Zug ankommt, die Konfrontation mit den Widerstandskämpfern bis zu dem Moment, in dem sie angeschossen wird."
Der Flughafen Tempelhof war eingepackt in Styropor
Für die Verwandlung von Tempelhof in Panem hat unter anderem das Studio Babelsberg gesorgt, das als ausführende Produktionsfirma angeheuert wurde. 250 Leute waren festangestellt, mit Zulieferern kamen sie auf 500. Allein 120 Handwerker haben die Kulissen gebaut. Aufwendig, aber machbar, so der Unternehmenssprecher vom Studio Babelsberg, Eike Wolf:
"Wir mussten vornehmlich wegen den ganzen Ruinen mit Styropor arbeiten in unserer Kunststofffabrik. Wir haben allein in Tempelhof 16 Vierzigtonner im Einsatz gehabt. Das heißt: Alle Kulissen wurden vorgefertigt in Babelsberg und wurden hierhin transportiert."
Styropor statt echtem Stein – gerade bei den Kampfszenen für die Sicherheit der Schauspieler unerlässlich. Nur ein Problem, das ließ sich nicht so leicht lösen, erzählt Regisseur Francis Lawrence fast schon lachend: durch das kulturelle Angebot in der Hauptstadt musste er ab und zu auf seine Schauspieler warten, die lieber im Biergarten saßen oder wie Woody Harrelson auf der anderen Straßenseite stecken blieben.
"Woody kam einen Abend zu spät zum Set, weil er gegenüber in der Columbiahalle noch auf einem Konzert war statt bei uns zu sein."
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