Zerbst hat keine Angst vor den Bandidos

Von Susanne Arlt · 29.07.2011
Auf dem Zerbster Flugplatz treffen sich an diesem Wochenende die Mitglieder des Rockerclubs Bandidos. Die Vorbereitungen seien bisher problemlos abgelaufen, sagt die Stadt. Und auch die Einwohner fühlen sich nicht bedroht.
Sie kommen in schwarzen Lederkutten auf ihren Motorrädern gefahren, meistens in Kompaniestärke. Bandidos Munich oder Bandidos Ruhr-City steht auf ihren Westen. Viele Hundert Kilometer sind auf ihrem Bike unterwegs, um zum Flugplatz nach Zerbst zu kommen. Wenige Kilometer vor den Toren der Stadt Zerbst in Sachsen-Anhalt findet das Jahrestreffen der Rockergruppe Bandidos statt. In mehreren Bundesländern beobachtet der Verfassungsschutz die Mitglieder wegen ihrer Nähe zur organisierten Kriminalität. Von Drogenhandel, Prostitution und Waffenschieberei ist die Rede. Aus diesem Grund hat die Polizei an diesem Wochenende viele Kräfte in und um Zerbst zusammengezogen. Mehrere Hundertschaften sollen das Treffen der Bandidos sichern. Die Kleinstadt Zerbst liegt mitten in der Region Anhalt. 24.000 Menschen leben hier. Aber man wolle auf dem Flughafen unter sich bleiben, heißt es. Darüber ist Ordnungsdezernent Andreas Fischer auch ganz froh:

"Dass das jetzt keine Kindergartenkinder sind, die hier als Gruppe herkommen, ist auch klar. Dementsprechend spricht man sich auch ab mit den Polizeibehörden. Ich kann davon ausgehen, die Absprachen, die wir getätigt haben, dass wir da zufrieden sind und wir gehen jetzt auch mit einem ganz sicheren Gefühl ins Wochenende und ich hoffe, dass das alles so abläuft, wie uns das zugesichert wurde."

Zugesichert wurde unter anderem, dass die Bandidos wie sonst üblich keine Ausfahrt planen und auch nicht das Heimatfest stören, das an diesem Wochenende ebenfalls in Zerbst stattfindet. Überhaupt sei die Zusammenarbeit mit den Bandidos bislang sehr professionell und reibungslos verlaufen, sagt Fischer. Bei der Abnahme des Flugplatz-Geländes hätten weder die Polizei, noch die Gewerbeaufsicht, das Gesundheits- und Bauordnungsamt oder die Feuerwehr etwas zu beanstanden gehabt. Die akkurate Planung und Ausführung des Jahrestreffens haben den Ordnungsdezernenten beeindruckt. Bislang haben sich die Mitglieder der Motorradgang sehr kooperativ gezeigt.

"Das ging so weit, hier auf der Schlossfreiheit existiert eine Pension, dass auch Ausmietungen praktiziert wurden, weil wir gesagt haben, das ist schon mitten im Heimatfestgelände diese Vermietung und dann würden ihre Leute dann auch hier herkommen mit den Motorrädern und das hat man uns zugesichert und das ist dann auch unverzüglich abgestellt worden."

Trotzdem, ein bisschen mulmig ist dem Ordnungsdezernenten noch immer zumute. Zwischen zwei- und dreitausend Bandidos kommen heute nach Zerbst angerollt. Die Bild-Zeitung titelte: "Gefährliche Rockerbande überfällt Zerbst". Fischer winkt ab. Wenn sich die Mitglieder an das halten, was wir ausgemacht haben, dann kann eigentlich nichts passieren, sagt der Ordnungsdezernent. Und so scheint es den Zerbster inzwischen auch zu gehen.

Zerbster Bürger: "Die machen genauso ihre Fete wie jeder andere, uns tun die nischt, ich habe vor denen auch keine Angst. Der erste Moment war schon ein bisschen mulmig gewesen, aber wenn man sich die ganze Sache wirklich überlegt, habe ich eigentlich keine Angst, weil ich denke, dass die ihre eigene Party da machen und kein Interesse da haben irgendwie hier mit jemandem Probleme zu bekommen. Also habe ich damit gar kein Problem, die sollen da ihre Party machen und ihren Spaß haben. Die wollen in Ruhe gelassen werden, wie wir halt auch. Wenn die ihr Ding machen, dann ist doch gut. Solange sie uns in Ruhe lassen, warum soll man sich da aufregen oder Angst haben?"
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