Wittichenau in Sachsen

Glücklich, einfach so

Glückliche Kinder in Wittichenau essen selbstgebackenen Apfeltaschen.
Glückliche Kinder in Wittichenau essen selbstgebackenen Apfeltaschen. © picture alliance / dpa / Thomas Lehman
Von Michael Frantzen · 02.03.2015
Das Städtchen Wittichenau in Sachsen ist laut "Glücksindex" der glücklichste Fleck Sachsens. Und die Einwohner Wittichenaus? Sind damit vollauf zufrieden. Sie streben auch gar nicht nach Höherem.
"Habt ihr schon gehört?! Wittichenau sind die glücklichsten Menschen."
Das ist Frau Kröger. Frau Kröger ist rundum zufrieden. Kein Wunder bei dem Angebot.
"Das ist jetzt zum Beispiel nen Nougat-Nest. Oder nen Creme-Nest. Das is nen typischer sorbischer Brauch."
In Wittichenau, der glücklichsten Stadt Sachsens.
"Jaaaaa."
Frau Kröger ist nicht nur ein Glückspilz, sondern als Bäckersfrau auch seit halb vier auf den Beinen. Zwar machen ihr die Discounter mit ihren aufgewärmten Backwaren zu schaffen, aber noch stimmt der Umsatz. Viel Stammkundschaft. Ergo ist sie zufrieden – um nicht zu sagen: glücklich.
"Hmmm?! Na ja, wie soll ich sagen: In der Kleinstadt is es so: Jeder kennt jeden. Man erzählt sich auch private Sachen."
In der sächsischen 6000-Einwohner-Gemeinde auf halber Strecke zwischen Dresden und Cottbus. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Wittichenau 1248 – als sorbischer Marktflecken. Noch heute ist hier alles zweisprachig – und katholisch, sprich: sinnesfroh.
"Wer will, kriegt auch ne Flasche Wein bei mir."
Sieger unter den Spitzbieren
Hochprozentiges bekommt man auch anderswo in Wittichenau – vorzugsweise beim:
"Sieger unter den Spitzenbieren."
Das ist Herr Glaab, seines Zeichens Brauer in dritter Generation. Pils, Bock, Radler: Die Wittichenauer Brauerei geht mit der Zeit.
"Man hört doch schon von weiter her, dass man sagt: Aha! Ihr seid die glücklichsten. Und warum seid ihr’s. Ich denke halt, dass hier der Zusammenhalt unter den Leuten noch is."
Besonders, wenn es hoch her geht – wie Fasching.
"Wir sind 15 Gaststätten, die wir im Ort haben. Was relativ viel is. Machen auch noch mal so 10, 15 Bars auf. Das is dann schon ne große Herausforderung für uns."
Von wegen Bier-Nachschub und so. Jenseits der fünften Jahreszeit geht alles eine Spur nüchterner zu.
Kathrin Elstner zieht auf dem Marktplatz den Jackenkragen hoch. Temperatur: Knapp über Null: Das ist nicht gerade Vergnügungssteuer-pflichtig. Seit zehn Jahren versorgt sie die Kundschaft mit Fleisch und Gemüse, immer Mittwochs und Freitags.
"Freundliche Kundschaft. Nette Kundschaft. Es gibt ganz selten welche, die sich daneben benehmen."
Am Stand von Frau Elstner.
"Sind auch zufriedene Menschen. Also es wird hier nie nach Höherem gestrebt."
Sie mag Soljanka - und das Leben an sich
Auch nicht kulinarisch.
"Soljanka."
Hat diese gut gelaunte Dame gerade gekauft.
"Erst Mal: Ich hab mitgemacht bei der Umfrage. Mir haben se’s mit zu verdanken, dass wir die glücklichsten sind." (lacht)
Das ist Frau Deutschmann. Die Grundschullehrerin mag nicht nur Soljanka, sondern das Leben an und für sich. In Wittichenau.
"Ganz einfach: Weil ganz viel auf die Beine gestellt wird. Fasching. Osterreiten. Alle möglichen Höhepunkte."
Macht summa summarum: eine glückliche Gemengelage.
"Da gibt’s hier kein Problem, dass Leute wegziehen, im Gegenteil: Junge Leute kommen immer wieder nach Wittichenau zurück."
Selbst zu Deutschmanns nach Hause.
"Mein Sohn hat voriges Jahr bei uns zu Hause ausgebaut und wohnt seit Dezember auch wieder da." (lacht)
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