"Wissenschaft findet auf Englisch statt"

20.12.2007
Nach Ansicht des Mainzer Philosophieprofessors Thomas Metzinger könnten Teile der deutschen Geisteswissenschaften zu "Globalisierungsverlierern" werden. Dieses Problem beträfe alle Teile der Geisteswissenschaften, die sich nach wie vor weigerten, in der Forschungssprache Englisch zu lesen oder zu publizieren, sagte Metzinger am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur.
Wer sich der internationalen Forschungsfront nicht stelle, bringe die Disziplin in Gefahr, kritisierte Metzinger vor dem Hintergrund des zu Ende gehenden "Jahres der Geisteswissenschaften": "Man sollte keine Provinzialität kultivieren. Ich glaube, das ist letztlich die Vergangenheit. Wissenschaft findet auf Englisch statt und in einem globalen Diskussionszusammenhang." So seien beispielsweise deutschsprachige Fachzeitzeitschriften im Bereich Philosophie irrelevant: "Sie werden zu so etwas wie Archivierungsorganen für Leute, die da einfach Arbeiten ablegen wollen. Aber niemand liest das mehr."

Ferner beklagte Metzinger die mangelnde Flexibilität der Lehre und der Stellenpolitik an deutschen Universitäten für interdisziplinäre Forschungsbereiche von Geistes- und Naturwissenschaften. Das würde auch zu einer Abwanderung vieler habilitierter Wissenschaftler ins Ausland führen, wo es für sie "vorgezeichnete Karrierewege" gäbe. In Deutschland dauere es sehr viel länger, bis sich neue Forschungsgebiete im System durchsetzen könnten.

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