"Wir sehen ja an Nachbarländern, wie es geht"
Moderation: Frank Meyer · 30.05.2007
Die Publizistin und Frauenrechtlerin Alice Schwarzer setzt sich in ihrem neuen Buch "Die Antwort" mit Geburtenrückgang und Familienpolitik auseinander. "Wenn diese Gesellschaft, dieser Staat, mehr Kinder möchte, dann hätte er schon seit 30 Jahren darüber nachdenken können", sagte Schwarzer.
Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:
Frank Meyer: Alice Schwarzer, Sie setzen sich in Ihrem Buch auch mit der laufenden Debatte über Geburtenrückgang und Familienpolitik auseinander. Sie schreiben da, dass die Demografiedebatte weniger die Kinder und eher die Frauen im Visier hätte. Frauen sollten wieder Mütter sein und bleiben – zum Wohle aller, schreiben Sie. Wer will denn da Ihrer Ansicht nach die Frauen nach wieder auf die reine Mütterlichkeit verpflichten?
Alice Schwarzer: Ja, da gibt es wahrscheinlich keine Zentrale mit einem roten Telefon. Aber unter dem Strich macht es immer einen Sinn. Denn sehen Sie, was mir doch aufgefallen ist: Ich habe mir die Geburtenstatistik einmal genauer angesehen. Und da habe ich dem entnommen, dass die deutschen Frauen oder Frauen in Deutschland 1970 im Schnitt 2,5 Kinder bekamen. Fünf Jahre später, 1975, waren es nur noch 1,5. Seither ist es noch so ein bisschen gebröckelt auf 1,3. Das heißt, das Problem, so man das als Problem versteht, dass wir weniger Kinder haben, ist alt, ist über 30 Jahre alt.
Und in der Tat waren es nicht zufällig diese fünf Jahre, in denen die Geburtenrate in den Keller gegangen ist, weil das waren die Jahre des Aufbruchs der neuen Frauenbewegung. Und Frauen fingen an sich zu fragen: Moment mal, erstens möchte ich Mutter werden und zweitens, möchte ich unter diesen Umständen Mutter werden. Und sie waren oft nicht weiter bereit, den Preis dafür zu zahlen, auf Beruf und auf die Welt zu verzichten. Wenn ich das noch sagen darf: Wenn diese Gesellschaft, dieser Staat, mehr Kinder möchte, dann hätte er schon seit 30 Jahren darüber nachdenken können. Und die Antworten darauf sind ja ziemlich einfach: Wir sehen ja an Nachbarländern, wie es geht.
(…)
Das vollständige Gespräch mit Alice Schwarzer können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Frank Meyer: Alice Schwarzer, Sie setzen sich in Ihrem Buch auch mit der laufenden Debatte über Geburtenrückgang und Familienpolitik auseinander. Sie schreiben da, dass die Demografiedebatte weniger die Kinder und eher die Frauen im Visier hätte. Frauen sollten wieder Mütter sein und bleiben – zum Wohle aller, schreiben Sie. Wer will denn da Ihrer Ansicht nach die Frauen nach wieder auf die reine Mütterlichkeit verpflichten?
Alice Schwarzer: Ja, da gibt es wahrscheinlich keine Zentrale mit einem roten Telefon. Aber unter dem Strich macht es immer einen Sinn. Denn sehen Sie, was mir doch aufgefallen ist: Ich habe mir die Geburtenstatistik einmal genauer angesehen. Und da habe ich dem entnommen, dass die deutschen Frauen oder Frauen in Deutschland 1970 im Schnitt 2,5 Kinder bekamen. Fünf Jahre später, 1975, waren es nur noch 1,5. Seither ist es noch so ein bisschen gebröckelt auf 1,3. Das heißt, das Problem, so man das als Problem versteht, dass wir weniger Kinder haben, ist alt, ist über 30 Jahre alt.
Und in der Tat waren es nicht zufällig diese fünf Jahre, in denen die Geburtenrate in den Keller gegangen ist, weil das waren die Jahre des Aufbruchs der neuen Frauenbewegung. Und Frauen fingen an sich zu fragen: Moment mal, erstens möchte ich Mutter werden und zweitens, möchte ich unter diesen Umständen Mutter werden. Und sie waren oft nicht weiter bereit, den Preis dafür zu zahlen, auf Beruf und auf die Welt zu verzichten. Wenn ich das noch sagen darf: Wenn diese Gesellschaft, dieser Staat, mehr Kinder möchte, dann hätte er schon seit 30 Jahren darüber nachdenken können. Und die Antworten darauf sind ja ziemlich einfach: Wir sehen ja an Nachbarländern, wie es geht.
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Das vollständige Gespräch mit Alice Schwarzer können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.