Weltpremiere von "Shadowland 2"

Mit Pilobolus im Reich der Schatten

Szene aus "Shadowland 2" der amerikanischen Tanzgruppe "Pilobolus"
Szene aus "Shadowland 2" der amerikanischen Tanzgruppe "Pilobolus" © Deutschlandradio / Jörg Taszman
Von Jörg Taszman · 26.07.2016
Mit "Shadowland 1" feierte die amerikanische Dance Company "Pilobolus" große Erfolge. Nun gibt es einen Nachfolger: "Shadowland 2". Weltpremiere ist nun in Berlin.
Auf einer Theaterbühne in einer amerikanischen Kleinstadt. Zunächst sieht man die Silhouetten von zwei Menschen und einem Vogel. Man befindet sich eindeutig im Reich der Fantasie.
Dann gibt es einen Stimmungswechsel. Auf der Bühne fliegen in blauen Overalls Tänzer und Tänzerinnen vorbei und bauen eine Mauer aus Pappkisten auf. Autor Steven Banks beschreibt Shadowland für alle, die es noch nicht kennen.
"Wenn sie Shadowland nie vorher gesehen haben, entdecken sie diese Mischung aus Tanz, Theater, Akrobatik, Zirkus, Rock, Pop, Disco, elektronischer und klassischer Musik. Und erzählt wird eine romantische Abenteuergeschichte die sehr unterhaltend und originell ist und die man so vorher nie gesehen hat. Man kann Kinder und ältere Menschen mitbringen und Shadowland ist universell, weil es keine Dialoge gibt."

Der Vogel Strauß symbolisiert die Freiheit

Das neue Stück wendet sich mehr an Erwachsene als Shadowland 1. Es hat auch gesellschaftskritische Aspekte. Denn die Kisten die auf der Bühne stehen, sind verschlossen. Man darf dort nicht hinein schauen. Und der Vogel Strauß hinter der Bühne, den man nur als Schatten sieht, er symbolisiert die Freiheit. Immer wieder wird versucht, den Vogel Strauss einzusperren. Aber Shadowland 2 ist eine Show für die Sinne, die sich vielfältig erfahren lässt. Wichtig ist dabei auch die Musik von David Poe.
Etwa die Hälfte des Stücks ist Schattenspiel, die andere Hälfte Tanz auf der Bühne. Nicht nur die Musik erinnert an die lyrischen Songs von Pink Floyd in The Wall. Auf der Bühne wird auch eine Mauer gebaut. The Wall war natürlich eine Inspiration sagt David Poe.
"Pink Floyd haben mit The Wall ein theatralisches Narrativ durch Musik geschaffen. Das haben wir auch versucht. Unsere Show handelt dann mehr von zeitgenössischen Formen der Unterdrückung. In The Wall ging es um die Bedrücktheit nach dem Krieg. Hier und heute sind es Riesenkonzerne, die uns unterdrücken."
Nicht nur der Musiker David Poe und der Autor Steven Banks sind Ende Mai im großen Saal des Warner Theaters in der Kleinstadt Torrington in Connecticut. Erstmalig führen Pilobolus hier die neue Show Shadowland vor 200 Zuschauern und einer Handvoll Journalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf.

Die Show ist in Berlin zu Hause

Itamar Kubovy, der Executive-Producer von Pilobolus ist ein gebürtiger Israeli, der als Kind in die USA kam. Nach dem Fall der Mauer unterrichtete er 1991 in Berlin an der Schauspielschule Ernst Busch Hochschule und machte in Jena Theater. Auf der Bühne in Torrington erzählt er seinen amerikanischen Landsleuten von einer Erfolgsgeschichte, die im fernen Europa mit "Shadowland 1" begann. Im Interview präzisiert Kubovy, warum die Show zuerst nach Deutschland kommt.
"Shadowland hat sich erst in Deutschland so entwickelt, in Berlin so richtig zu sich gefunden. Und auf eine gewisse Weise ist die Show dort zu Hause, so als hätte man ein Kind in Europa. Daher bestand für uns kein Zweifel, dass wir auch mit Shadowland 2 nun in Berlin die Weltpremiere feiern. Erst jetzt touren wir mit dem ersten Shadowland in den USA. Und auf eine schöne Art, hat unsere Welt der Schatten ihr Zuhause in Berlin."
Nach diesen beiden einzigen Voraufführungen am 28. und 29. Mai in Connecticut begann dann für Pilobolus die wichtigste Arbeit. Bis zur Premiere in Deutschland muss alles dekonstruiert werden und "dann fügen wir es wieder zusammen", waren sich Itamar Kubovy und Steven Banks einig.
Nun kann dann das deutsche Publikum als erstes entscheiden, ob Shadowland 2 an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen wird.
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