Volkswagen-Hauptversammlung

Theaterdonner in Hannover

Der Vorstandsvorsitzende von VW, Martin Winterkorn, und der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piech unterhalten sich.
Der Machtkampf zwischen Martin Winterkorn und Ferdinand Piech war bühnenreif © Marcus Brandt, dpa picture-alliance
Stefan Kaegi im Gespräch mit Marianne Allweis und André Hatting  · 05.05.2015
Für den Theatermacher Stefan Kaegi sind Hauptversammlungen großer Konzerne Inszenierungen der Macht. Er sieht viele Parallelen zwischen Volkswagen und der Volksrepublik China und hat dazu kürzlich ein Stück inszeniert.
Es sei natürlich interessant, wenn Kapitalismus performe, sagte der Regisseur Stefan Kaegi im Deutschlandradio Kultur. Er inszeniert dokumentarische Theaterstücke und hatte unter dem Label "Rimimi Protokoll" vor einigen Jahren die Daimler-Hauptversammlung zum Theaterstück erklärt. Die Theatertruppe kaufte damals 200 Aktien und verschaffte auf diese Weise 200 ausgewählten Personen das Recht, an der Hauptversammlung teilzunehmen.
Gefühlte Beteiligung
Zu der gerade in Hannover tagenden Hauptversammlung von VW sagte Kaegi: "So eine Hauptversammlung tut ja immer so, als wäre das praktisch etwas Demokratisches." Die Aktionäre könnten am Schluss abstimmen und bestätigten den Vorstand. "Dadurch hat man so ein Gefühl von Beteiligung." Es kämen auch mal kritische Aktionäre vorbei. "Es ist aber natürlich nicht demokratisch." Bei VW hätten die großen Familien die Aktienpakete in der Hand, deshalb sei es kein partizipativer Event.
"Volksrepublik Volkswagen"
Zu VW laufe aktuell noch das Rimini-Stück "Volksrepublik Volkswagen" am Staatsschauspiel Hannover, in dem es um Parallelen zwischen China und VW gehe. Die Volksrepublik sei der größte Absatzmarkt des Konzerns. Außerdem sei es interessant, Analogien zu den KP-Hauptversammlungen zu ziehen. Auch dort säße auch die Nomenklatura an einem breiten Tisch nebeneinander und die Inszenierung der Macht falle ähnlich aus. "Auch wie dann jemand – zack – abgesägt wird, das kennt man in China auch."

Der Regisseur Stefan Kaegi, Aufnahme vom Juli 2006
Der Regisseur Stefan Kaegi, Aufnahme vom Juli 2006© AFP / Boris Horvat
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