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Münsters Studenten müssen zahlen

An der Universität Münster hat der Senat zum zweiten Mal darüber abgestimmt, dass Studiengebühren in Höhe von 275 Euro bezahlt werden müssen. Dieses Mal unbefristet. Vor zwei Jahren fiel zum ersten Mal die Entscheidung über die Einführung von Studiengebühren. Damals hatten wütende Studenten die Senatssitzung gestürmt. Diesmal fiel die Entscheidung unter strengem Polizeischutz. Vor dem Senat protestierten 1500 Demonstranten.

Von Eva Bendix | 18.12.2008
    Stundenlang haben die Demonstranten unten auf dem Schlossplatz vor dem Fenster des Senatssaals auf eine Entscheidung gewartet. Mit Trillerpfeifen und skandierten Sprüchen versuchten sie die Senatssitzung zu stören. Doch ins Schloss kommen die Studierenden nicht. Zahlreiche Polizisten sperren beide Eingänge hermetisch ab. Schwere Metalltüren sind eigens für den Schutz der 23 Senatsmitglieder eingebaut worden, so dass oben im Saal der wissenschaftliche Mitarbeiter und Senatsmitglied Hans Joachim von Olberg den Protest der Studierenden diesmal nur hören und nicht wie beim letzten Mal hautnah spüren kann.

    "Ja das ist ein ungutes Gefühl, wenn eine Hochschule ein zweites Mal über die Einführung von Studiengebühren beschließen will und man spürt, dass man die Mehrheit der Studierenden, die das bezahlen soll, gegen sich hat. Das ist ein flaues Gefühl."

    Der Antrag für unbefristete Studiengebühren in Höhe von 275 Euro pro Semester kommt von den zwölf Professoren, die die Mehrheit im Senat bilden.

    "Ich bin tierisch enttäuscht von unseren Professoren. Eigentlich sollten sie ja für uns arbeiten, aber das tun sie anscheinend wirklich überhaupt nicht. Scheiße ist das ganze, es ist vielleicht ein minimaler Teilerfolg, da wir nicht auf 400 oder 500 Euro NRW-Basis-Niveau liegen."

    Nenja Schmiedken, studentisches Senatsmitglied, hat gegen die Studiengebühren gestimmt und gehofft, mit den Professoren ins Gespräch zu kommen.

    "Wir haben nichts gehört an Argumenten, obwohl wir mehrmals engagiert darauf hingewiesen haben , dass wir möchten, das mit uns geredet wird und nicht das wir angeschwiegen werden, es war leider nicht viel anderes zu erwarten, aber dieses Schweigen empört mich nach wie vor."

    Mittlerweile spitzt sich vor dem Schloss die Lage zwischen Polizei und Studierenden zu.
    Plötzlich sprühen Polizisten Pfefferspray - sechs Demonstranten werden vorübergehend festgenommen.

    Demonstranten: "Eins, zwei, drei, lasst die Leute frei."

    Polizist: "Wen wollt ihr denn frei haben?"

    Student: "Das sind sechs."

    Polizist: "Da sind die Personalien festgestellt worden und gegen die wird Verfahren eingeleitet wegen Landesfriedensbruch."

    Student: "Was haben die denn gemacht?"

    Polizist: "Unter anderem waren die dabei, als vor dem Schloss versucht wurde die Tür aufzustemmen und ein Teil von unseren Kollegen verletzt wurde, weil die mit Fahnenstangen vorgegangen sind."

    Student: "Wir wurden durch Sie verletzt, durch das Tränengas."

    Polizist: "Natürlich hast du was abgekriegt, wenn du in der ersten Reihe stehst."

    Nach der Senatsentscheidung rollen die Studierenden enttäuscht ihre Plakate wieder ein.

    "Auf dem Plakat steht, für die Banken gibt es viel Kies und die Bildungspolitik bleibt mies. Für die Banken gibt es sofort Geld, aber für uns nicht. Das ist doch unsere Zukunft. Ihre Kinder, meine Kinder, die nächste Generation, sollen das Hartz-Vier-Empfänger werden? Das kann doch wohl nicht angehen."