US-Journalist Mason

Keine Angst vor Trumps Umgang mit der Presse

Twitter-Account des künftigen US-Präsidenten Donald Trump
Mit Donald Trump als US-Präsident könnte sich auch der Umgang mit den Hauptstadtkorrespondenten verändern, die aus dem Weißen Haus berichten (hier der Twitter-Account des künftigen Präsidenten). © dpa / picture alliance / Patrick Pleul
Jeff Mason im Gespräch mit Nana Brink · 20.01.2017
Schon vor seinem Amtsantritt gilt Donald Trump als Twitter-Präsident. Nach den Ausfällen gegenüber der Presse, hofft der Präsident der Korrespondenten-Vereinigung im Weißen Haus, Jeff Mason, dass sich der Umgang nun normalisiert. Sonst werde man sich wehren.
"Ich muss jetzt auch ein bisschen vorsichtig sein, denn wir haben die Verantwortung, mit dem neuen Team zu reden", sagte Jeff Mason, Präsident der Vereinigung der Korrespondenten im Weißen Haus, im Deutschlandradio Kultur. "Wir wollen gut anfangen, aber wir sind auch dafür da, um die Presse zu verteidigen", sagte der Korrespondent der britischen Nachrichtenagentur Reuters.

Treffen mit Trump-Team

Mason berichtete von mehreren Treffen mit dem Trump-Team, bei denen darüber gesprochen wurde, was für die im Weißen Haus akkreditierten Korrespondenten wichtig sei. "Egal, wer gewonnen hat – wenn jemand im Weißen Haus neu ist, dann hat man Fragen."
Dabei habe man auch klargestellt, dass es für die Korrespondenten-Vereinigung nicht akzeptabel sei, wenn einige Medienvertreter im Weißen Haus nicht akzeptiert würden. Im Wahlkampf seien Kollegen ausgeschlossen worden. "Sollten Sie versuchen so etwas zu machen, dann werden sie von uns hören", sagte Mason. Er versicherte, dass es weiter Pressekonferenzen im Weißen Haus geben werde. "Ich finde es auf jeden Fall eine Chance, wenn eine neue Administration im Weißen Haus ist", sagte der Journalist. "Es gibt auf jeden Fall sehr viele Nachrichten."

Das Interview im Wortlaut:

Nana Brink: Dass der künftige amerikanische Präsident Journalisten nicht besonders gut leiden kann, vor allem keine kritischen, das hat er ja schon zur Genüge klargemacht. Er kann es sich bislang leisten, sogar einen prominenten CNN-Korrespondenten vor laufender Kamera abzukanzeln, und er ist ja jetzt schon der Twitter-Präsident. Wie ging doch noch mal der schöne Satz, den wir im Interview mit der "Bild"-Zeitung lesen konnten: "Ich kann bing, bing, bing machen, und sie veröffentlichen es, sobald ich es twittere!" Jeff Mason ist für Reuters seit 2009 White House Correspondent in Washington, ich grüße Sie!
Jeff Mason: Ich Sie auch!
Brink: Haben Sie spätestens da gemerkt, gespürt, dass jetzt ein anderer Wind weht im Umgang des Präsidenten mit der Presse?
Mason: Jawohl, und gut, man muss erst mal sehen, wie Donald Trump und seine Leute mit der Presse während des Wahlkampfs umgegangen sind, das war nicht immer sehr positiv. Und das wissen wir auch im Weißen Haus, dass vielleicht so eine "attitute" auch da im Weißen Haus ankommen wird. Aber wir sind trotzdem optimistisch, dass vielleicht wir dort neu anfangen können, und das hoffen wir auch.
Brink: Das wundert mich jetzt, dass Sie so vorsichtig sind! Weil Sie Präsident der altehrwürdigen White House Correspondent Association sind, die ja auch mit für die Briefings im White House zuständig ist?
Mason: Ja. Ich meine, ich muss auch jetzt ein bisschen vorsichtig sein, weil, wir haben auch die Verantwortung, mit dem neuen Team zu reden, und wir wollen gut anfangen. Aber wir sind trotzdem auch da, um die Presse zu verteidigen, falls es notwendig ist, und wir sind eigentlich schon dabei, das zu machen.

Im Dialog mit Trumps-Team

Brink: Wie ist denn dieses Transition Team oder das Übergangsteam auf Sie zugekommen? Hat man mit Ihnen gesprochen? Und wenn ja, was hat man mit Ihnen gesprochen?
Mason: Ja, wir haben uns in New York getroffen vor ein paar Wochen. Das hat eigentlich schon im November angefangen, ich habe gleich eine Mail geschickt, nachdem Trump gewonnen hat, dass wir uns gern mit ihm treffen würden. Das hat zwar etwas länger gedauert, dass das stattgefunden hat, als wir gehofft haben, aber das hat dann stattgefunden und wir haben angefangen, einfach im Gespräch zu sein. Und wir haben die Gelegenheit gehabt, ihm zu erzählen, was für uns, die Presse, im Weißen Haus wichtig ist, sie haben uns dann auch Fragen gestellt, wie irgendwas geht, wie das aussehen würde. Das ist klar, egal, wer gewonnen hat: Wenn jemand im Weißen Haus neu ist, dann hat man Fragen. Und auch, wie man mit der Presse umgeht. Und wir haben dann geantwortet. Das heißt nicht, dass sie alles aufgenommen haben und alles geben werden, was wir wollen, das ist klar.
Brink: Das wundert mich jetzt, weil gerade das Verhältnis doch so, wie Sie es ja auch am Anfang bestätigt haben, eigentlich so fundamental gestört ist, so wie man es eigentlich bislang nie kannte!
Mason: Ja, und wir haben auch klargemacht, dass es für uns inakzeptabel wäre, wenn sie zum Beispiel einigen News-Outlets sagen würden, sie dürfen ins Weiße Haus nicht kommen. Das geht nicht. Im Wahlkampf haben sie das mal gemacht und wir hoffen jedenfalls, dass sie das so sehen, dass ein Wahlkampf und eine Regierung zwei verschiedene Sachen sind. Das heißt nicht, dass es während des Wahlkampfs akzeptabel war, das auch überhaupt nicht. Aber wir haben das auf jeden Fall deutlich gemacht: Sollten sie versuchen, so was zu machen, dann werden sie von uns hören.
Brink: Wird es denn überhaupt noch Pressekonferenzen mit Fragemöglichkeiten geben? Also, ich denke da ja gerade an letzte Woche, da gab es eine News-Konferenz sozusagen oder Twitter-Verlautbarungen, also ja Sachen in absoluter Kontrolle der Regierung?
Mason: Nein, es wird auf jeden Fall weiter Pressekonferenzen geben. Wie die aussehen und wann sie stattfinden werden, das kann ich Ihnen jetzt nicht sagen.
Brink: Aber Trumps Team hat doch offengelassen, ob es dieses tägliche Briefing noch geben wird.
Mason: Stimmt, aber es geht eher darum, ob es dieses tägliche Briefing im Fernsehen zu sehen gibt oder nicht. Der neue Pressesprecher Sean Spicer hat uns versprochen, dass er jeden Tag irgendwas machen wird. Das heißt, dass wir jeden Tag die Gelegenheit haben werden, Fragen zu stellen. Natürlich, das ist nicht für alle Leute, in der Welt des TVs zum Beispiel, genau was die haben wollen, und wir werden weiter darum bitten, dass wir entweder irgendwas jeden Tag im Fernsehen haben oder dass wir auf jeden Fall eine Möglichkeit haben, Fragen zu stellen. Und das ist für das Weiße Haus auch sehr wichtig. Klar, das ist für uns wichtig, aber sie wollen bestimmt auch die Gelegenheit haben, ihre Message in die Welt zu schicken. Und dafür haben wir Briefings jeden Tag.

Auch die Reisen finden weiter statt

Brink: Dafür hat er bislang ja Twitter genommen, das ging ja wie gesagt "Bing, bing, bing", ganz schnell, "bing, bing, bing" und sie haben es veröffentlicht! Ich will noch mal auf den Plan zu sprechen kommen, von dem ich auch gehört habe: Sie gehören ja auch zu dem Pool von 13 Medienunternehmen, die sonst der Präsident ja immer mit auf seine Reise genommen hat. Und das Team hat auch schon angekündigt: Na ja, vielleicht halten wir uns auch nicht unbedingt daran!
Mason: Doch, sie haben uns versprochen eigentlich, dass sie das doch weiter machen werden. Das war ein Thema, das haben wir mit ihm besprochen, das ist natürlich ein bisschen schade, dass wir das überhaupt ansprechen mussten, aber das haben wir angesprochen. Das haben sie bestätigt, dass sie das weiter erlauben werden, und das ist gut.
Brink: Gerade ja die Printmedien in den USA sind ja unter einem unglaublichen Druck, für eine freie Presse und eine Kontrolle der Macht ist dies die dunkelste Zeit in der amerikanischen Geschichte seit dem Ersten Weltkrieg, das hat Jay Rosen von der New York University geschrieben. Sehen Sie das auch so pessimistisch?
Mason: Nein, also, dazu sage ich jetzt lieber nichts. Als Präsident der White House Correspondent Association ist meine Arbeit, wie gesagt, mit dem neuen Team zu reden und die Presse zu repräsentieren, und das mache ich weiter. Ich will keine Kommentare dazu geben, ich will einfach meine Arbeit weitermachen. Und wenn es große Probleme gibt, dann sind wir bereit, zu kämpfen. Das haben wir eigentlich schon ein bisschen gemacht und das werden wir auch weitermachen.
Brink: Ich kann mir doch vorstellen, dass es ja vielleicht auch ein Ansporn ist, nämlich diese, ich will mal sagen: nicht totale, aber doch weitgehende Ablehnung von Trump der etablierten Medien: Das könnte ja auch zu etwas führen wie einer Renaissance zum Beispiel einer fundierten Hintergrundberichterstattung. Sehen Sie das so, als Chance?
Mason: Ja, ja, das könnte auch sein. Also, ich finde es auf jeden Fall eine Chance, wenn eine neue Administration im Weißen Haus ist. Es gibt auf jeden Fall sehr viel News, sehr viel Nachrichten. Und dafür ist die Presse da. Wir haben die Verantwortung, Fragen zu stellen, Storys zu schreiben, das werden wir auf jeden Fall machen. Und wenn sie es etwas schwieriger für uns machen, dann sind wir bereit, einfach mehr arbeiten zu müssen.
Brink: Also twittern Sie jetzt auch?
Mason: Ich schon! Das ist auch interessant zu sagen, das ist nicht Donald Trump, der das erfunden hat. Das Weiße Haus von Obama hat auch Twitter benutzt, klar, nicht so wie Trump und nicht jeden Tag und nicht so häufig, aber es ist nicht, als ob wir niemals Twitter gesehen haben.
Brink: Vielen Dank, Jeff Mason, Präsident der altehrwürdigen White House Correspondent Association. Vielen Dank, Herr Mason, für das Gespräch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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