Urban Gardening

"Garden to go" statt Gartenkultur?

Der Garten auf dem als Tempelhofer Feld in Berlin.
Urban Gardening ist beliebt. Zählt es denn auch als Gartenkultur? © imago/Andreas Prost
Von Hans von Trotha · 29.03.2017
Die Villengärten der Renaissance, die weitläufigen Parks der Romantik, die französischen Barockparks - sie alle waren Ausdruck einer jeweils aktuellen Weltanschauung. In ihnen verschmolzen Philosophie, Architektur und Botanik zu neuen Kunstformen. Wie lässt sich hier das heute beliebte Urban Gardening einordnen?
Die europäische Kulturgeschichte hat ihren Ausdruck auch immer in Gärten gefunden: in mittelalterlichen Klostergärten, in den naturnahen Landschaftsgärten der englischen Aufklärung ebenso wie in weitläufigen Parks der Romantik. Gartenmodelle wie diese setzten sich unmittelbar mit der Natur auseinander. Ihre Erschaffer wollten diese Natur für den Menschen begreiflich machen, sie wollten das Wesen der Natur mit den Ideen der Zivilisation und der Philosophie versöhnen.
Anders die Stadtparks des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie unterlagen zunehmend pragmatischen Anforderungen wie die Gesunderhaltung geschundener Arbeiter in den immer mehr werdenden Fabriken. Aus Gartenkünstlern wurden hier Landschaftsarchitekten. Im 20. Jahrhundert rückte die Kunstform Garten vollends in den Hintergrund.
Das Stichwort des 21. Jahrhunderts lautet Urban Gardening. Bürgerinitiativen nutzen öffentliche Flächen für wilde Gärten, die Trennung zwischen privatem und öffentlichem Raum verschwindet hier zunehmend. Urban Gardening ist Ausdruck einer neuen Lebenskultur und wird vermutlich später in Kulturgeschichtsbüchern auftauchen. Aber auch in Büchern über die Geschichte der Gartenkunst?
Das Manuskript zur Sendung zum Herunterladen als PDF-Dokument und als barrierefreies Text-Dokument.
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