Unterwasser-Scanner

Intelligentes Hai-Warnsystem vor Bondi Beach

Chris Anderson von Shark Mitigation Systems zeigt am 15.2.2016 die Smartphone App, mit der die Lifeguards am Bondi Beach im australischen Sydney die Daten der intelligenten Boje Clever Buoy nutzen können.
Mit einer Smartphone App können die Lifeguards am Bondi Beach im australischen Sydney die Daten der intelligenten Boje Clever Buoy nutzen. © picture-alliance / dpa / Paul Miller
Von Andreas Stummer · 21.04.2016
Die Zahl der gemeldeten Hai-Angriffe auf Menschen steigt seit einigen Jahren. Klassische Gefährdungsgebiete sind die Küsten Floridas, Südafrikas und Westaustraliens. Dort werden neuerdings intelligente Bojen getestet – zum Schutz der Besucher von Sydneys Bondi Beach.
Ein Bilderbuch-Nachmittag an Sydneys Bondi Beach. Tausende braten Handtuch an Handtuch in der Sonne, Abkühlung gibt es nur in den Wellen. Doch Schwimmer und Surfer sind nicht die einzigen, die in Bondi baden gehen.
Hai-Alarm gehört in Bondi zum Sommer wie Strandcricket und Sonnenbrand.
Doch diesmal kam die Warnung, dass sich ein Hai der Küste nähert, nicht von einer Helikopter-Patrouille oder von einem Fischerboot – der Alarm kam 500 Meter vom Strand entfernt, von Clever Buoy, einer intelligenten Boje. Oder wie Co-Designer Craig Anderson das Gerät nennt: Den schwimmenden Schlaumeier.
"Die intelligente Boje ist ein virtuelles Hai-Netz. Sie kombiniert ein multi-spektrales Sonar mit einer von uns entwickelten Software, die wie eine Gesichtserkennung für Meereslebewesen funktioniert."
Clever Buoy ist wie ein Unterwasser-Scanner. Am Meeresboden wird ein etwa obstkistengroßes Echolot verankert, das mit der Boje an der Wasseroberfläche verbunden ist.

Erfolgsquote von gut 90 Prozent

Die Schallwellen des Sonars kontrollieren einen Radius von gut 80 Metern. Entdeckt das System ein etwa zwei Meter großes, sich bewegendes Objekt, analysiert es automatisch seine Form und sein Schwimmverhalten. Clever-Buoy-Designer Hamish Jolly hat Jahre gebraucht, um der Boje beizubringen Taucher, Delphine und Haie auseinanderzuhalten. Clever Buoys Erfolgsquote liegt bei gut 90 Prozent.
Hamish Jolly: "Unsere Versuche ergaben zwei wichtige Ergebnisse: Erstens sind wir in der Lage, mit dem Sonar Haie eindeutig zu orten – was bisher sehr schwierig war. Und zweitens können wir die Schwimmmuster des Hais identifizieren und ihn dadurch von anderen Objekten im Wasser unterscheiden."
Auf einem Kontroll-Bildschirm an Land kann in Echtzeit beobachtet werden wer oder was an Clever Buoy vorbeischwimmt. Objekte, die hell umrahmt angezeigt werden, sind harmlos, rot aber bedeutet Alarm. Erkennt die Boje einen Hai geht alles blitzschnell: Via Satellit wird ein Signal direkt zu den Rettungsschwimmern am Strand gesandt, die Clever Buoys Warnung auf einem eigenen App empfangen. Lange bevor die Rückenflosse des Hais inmitten von Surfern oder Schwimmern auftaucht.
"Die Technologie der Boje ist für uns Rettungsschwimmer ein enormer Fortschritt"
sagt Bondi's Chef-Strandwächter Bruce Hopkins:
"Besteht Gefahr erfahren wir das direkt im Wachturm. Wir können dann entscheiden, ob wir Alarm auslösen oder erst eine Patrouille hinschicken, um die Lage zu klären."
Doch die schlaue Boje, die wie ein überdimensionaler, kopfstehender Trafo aussieht, kann noch mehr. Mit Solarzellen bestückt, speichert sie nicht nur wann und wie viele Haie sich der Küste nähern, sondern unterscheidet auch welche Arten und registriert die Schwimmbewegungen der Haie.

Die Haie bleiben unbeschadet

Am Strand hat jedenfalls niemand etwas dagegen, dass unter Wasser ein etwas genauerer Blick auf Bondi's Hai-Society geworfen wird.
"Mich würde es beruhigen wenn dieses Ding die Haie beobachten und die Rettungsschwimmer alarmieren könnte",
sagen zwei Strandbesucher:
"Die Haie sollten uns nicht davon abhalten ins Wasser zu gehen. Wir lieben das Surfen aber wollen dabei so sicher wie möglich sein."
Tierschützer begrüßen, dass das Frühwarnsystem – im Gegensatz zu Netzen oder Fallen – Haie weder verletzt noch tötet. Vorerst sind am Bondi Beach acht schlaue Bojen im Einsatz, sind sie so erfolgreich wie die ersten Tests sollen dort weitere zehn installiert werden. Andere Strände entlang der Küsten könnten folgen. Denn in Australien ist nun mal das ganze Jahr über Hai-Life.
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