Tierschutz

Du sollst keine Massentierhaltung betreiben

Masthähnchen in einem der Ställe der Agrarproduktionsgesellschaft Agp Lübesse.
Masthähnchen in einem Stall: mit dem Judentum unvereinbar © picture alliance / dpa
Von Philip Benjamin Maier · 14.11.2014
Eine Religion, die das Schächten erlaubt, verträgt sich nicht mit dem Tierschutz, oder? Tatsächlich kennt das Judentum viele Gebote, die unsere Mitgeschöpfe vor Schaden bewahren sollen.
Das Schächten sei grausam, betonen Tierschützer immer wieder, weil das Tier vor dem Schächten nicht betäubt wird. Daher, so scheint sich die Meinung verbreitet zu haben, sei das Judentum eine tierfeindliche Religion.
Tatsächlich jedoch gibt es zahlreiche Gebote in der Thora, die dem Tierschutz im weitesten Sinne dienen und die aus einer Zeit stammen, als sich die anderen Völker dieser Welt um die Gefühle von Tieren kaum Gedanken gemacht haben.
Mitgefühl gegenüber Tieren wird so zum Beispiel in "Schiluach haken" gezeigt, dem Gebot, die Mutter aus dem Nest zu verscheuchen, bevor man die Eier entnimmt oder mit "Oto ve et beno": Man darf nicht eine Mutter und ihr Junges am selben Tag schlachten. Maimonides erklärt in seinem "Führer der Unschlüssigen":
Ein Verbot, das Kind vor den Augen der Mutter zu töten
"Der Grund der Mitzwot Schiluach haken und Oto ve et beno ist das Verbot, das Kind vor den Augen seiner Mutter zu töten. Denn unter diesem Umständen empfinden Tiere intensive Furcht, ganz analog zu jener, die Menschen empfinden. Die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind rührt nicht aus dem Bereich der Vernunft."
Ebenso soll man nicht einen Esel und ein Rind zusammen anspannen, weil der Esel dadurch kräftemäßig heillos überfordert würde. Im Talmud findet sich auch das Generalverbot, Tieren jegliche Qual zuzufügen (Tzaar ba'alei chaim).
Während Maimonides die Gebote mit dem Schmerzempfinden der Tiere erklärt, meint Nachmanides, ein anderer großer spanischer Arzt, Rabbiner und Philosoph des ausgehenden 12. Jahrhunderts, diese Mitzwot lehrten uns lediglich, wie man sich mitleidsvoll und rücksichtsvoll verhalten solle. Durch sie lerne man auf allgemeine Weise, wie man sich der Umwelt gegenüber verhalten solle und somit das Aussterben von Spezies verhindern könne. Das Verbot, Kuh und Kälbchen gleichzeitig zu töten sei hierfür das Symbol.
Behandle G'ttes Werk mit Respekt und Nachhaltigkeit
Nichtsdestotrotz erlaubt die Torah den Fleischverzehr. Doch dabei gibt sie genaue Anweisung, wie das Tier schmerzfrei getötet werden soll – und es kann nicht oft genug betont werden – zu einer Zeit, als andere sprichwörtlich noch in Fellen herumliefen. Ebenso wichtig ist zu betonen, dass eine Massentierhaltung und Massenschlachtung gegen die jüdischen Gesetze sind und auch nicht praktiziert werden, denn: Man soll immer nur gerade so viele Tiere schlachten, wie man sie für ein bestimmtes Mahl benötigt. Auf Verdacht hunderte Tiere zu töten, die dann wegen abgelaufenen Haltbarkeitsdatums auf dem Müll enden, ist im Judentum nicht möglich.
Und ebenso wie beim Umgang mit der Umwelt gilt auch bei jenem mit Tieren: Behandle G'ttes Werk mit Respekt und Nachhaltigkeit, füge ihm keinen Schaden zu und nimm dir stets nur soviel, wie du zum Überleben benötigst.
Mehr zum Thema