Terrorgefahr durch den IS

"Wir benötigen eine globale Strategie"

Man sieht zwei Polizisten in blauer Uniform, einer von beiden trägt ein Maschinengewehr.
Polizisten sichern den "Grand Place" in Brüssel. © picture-alliance / dpa / Nicolas Maeterlinck
Asiem El Difraoui im Gespräch mit Katrin Heise und Vladimir Balzer · 29.12.2015
Der Irak will die Terror-Organisation "Islamischer Staat" im kommenden Jahr aus dem Land treiben - gleichzeitig scheint Brüssel einem IS-Anschlag nur knapp entgangen zu sein. Der Politologe Asiem El Difraoui plädiert für eine globale Präventionsstrategie. Mit Bomben allein komme man nicht weiter.
US-Militärbeobachter gehen davon aus, dass die Terror-Organisation "Islamischer Staat" (IS oder amerik. DAESH) im Laufe eines Jahres rund 14 Prozent ihres Territoriums eingebüßt hat - allein im Irak sollen die Dschihadisten ein Viertel ihres Einflussgebiets verloren haben. Allerdings hätten die reinen Gebietsverluste keine allzu große Bedeutung, sagte der Politologe Asiem El Difraoui am Dienstagabend auf Deutschlandradio Kultur.
Zumeist handele es sich um große unbewohnte Wüsten-Regionen, die zurückerobert worden seien, sagte der Strategie-Experte. Von größerer Bedeutung seien dagegen strategische Rückeroberungen, wie zuletzt in der Stadt Ramadi, aus der die IS-Kämpfer vertrieben worden seien.
Die Einschätzung, dass die Gefahr von Anschlägen in Europa wächst, weil der IS im Nahen Osten an Boden verliert, kann Difraoui nicht teilen:
"Die Anschlagsgefahr ist seit Jahren genauso hoch. DAESH wird weiter probieren, Anschläge in Europa zu verüben. Die Frage ist nur: Sind die europäischen Sicherheitskräfte aufgewacht? Gibt es mehr Kooperation?"
Difraoui: Der Westen konzentriert sich zu sehr auf den IS
Die Anschläge vor wenigen Wochen in Paris seien gelungen, weil die Geheimdienste auf europäischer Ebene zu wenig zusammengearbeitet hätten, sagte Difraoui. Dabei gehe die Gefahr nicht allein vom IS aus, sondern auch von der Ideologie des Dschihadismus als solcher. So hätte das US-Militär erst am Dienstag vor neuen Al-Kaida-Aktivitäten gewarnt. In Afghanistan seien neue Lager dieser Terror-Gruppierung entdeckt worden. Daher fordert Difraoui:
"Wir müssen wirklich probieren, einen globalen, präventiven und internationalen Ansatz zu finden - nicht nur gegen DAESH, sondern gegen diese so gefährliche dschihadistische Ideologie, der inzwischen Dutzende Bewegungen auf der Welt angehören."
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