Streit um Kulturschutzgesetz

Provenienzforscher hält Aufregung für überzogen

Die Gemälde "Drei Freunde V" (links) und "Das Idol" des Malers und Bildhauers Georg Baselitz hängen im Albertinum in Dresden.
Zwei der neun Baselitz-Gemälde aus dem Albertinum in Dresden, die der Maler wegen des geplanten Kulturgutschutzgesetzes jetzt zurückgefordert hat. © dpa / picture alliance / Arno Burgi
Willi A. Korte im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 13.07.2015
Die Kunstszene läuft Sturm gegen das geplanten Kulturgutschutzgesetz, das Ein- und Ausfuhr von Kulturgütern neu regeln soll: Der Maler Georg Baselitz etwa zieht seine Leihgaben an deutsche Museen zurück. Für Willi A. Korte ist daseine übertriebene Reaktion.
Wenn es nach dem Willen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) geht, sollen bei der Ein- und Ausfuhr von Kulturgütern künftig strengere Regeln gelten. Zwar existiert noch kein offizieller Gesetzentwurf, doch die Reaktionen des Kunstmarkts sind bereits jetzt heftig: Der Kunstsammler Peter Raue etwa hält die Pläne für eine "Katastrophe", und der Maler Georg Baselitz forderte kurzerhand sämtliche Dauerleihgaben seiner Werke aus deutschen Museen zurück.
Frau Grütters wird sich "strecken müssen, um ihr Gesetz durchzubringen"
Für den Historiker und bekannten Provenienzforscher Willi A. Korte hingegen ist die Aufregung "überzogen". Mit der Kritik an den geplanten neuen Ausfuhrbestimmungen solle kaschiert werden, dass die wahren Bedenken des Kunsthandels wohl vor allem bei der Einfuhr zu sehen seien, sagt er. "Denn die müssen nun zukünftig etwas mehr Sorgfaltspflicht entfalten, und das passt natürlich dem Kunsthandel nicht."
Immer wenn die Spielregeln für den Kunsthandel verschärft werden sollten, gebe es "ein Riesengeschrei, dass die Branche damit kaputtgemacht wird, dass das Land kulturell in der Unbedeutsamkeit versinkt. Ist bisher alles nicht passiert", sagte der renommierte Raubkunstforscher, der u.a. den Quedlinburger Domschatz in den USA aufgespürt und nach Deutschland zurückgebracht hat.
Insgesamt rechnet Korte mit erheblichem Widerstand des Kunstmarkts gegen das geplante Gesetz. Frau Grütters werde sich "strecken müssen, um ihr Gesetz durchzubringen".
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