Sport

Athlet im hohen Alter

Training eines Seniorensportlers im Kraftraum eines Mehrgenerationenhauses
Vom 11. bis zum 13. Juli finden die Deutschen Seniorenmeisterschaften der Leichtathleten statt. © picture alliance / dpa
Von Sabine Gerlach · 06.07.2014
Hans Schuffenhauer trainiert zweimal die Woche auf einem Sportgelände in Potsdam. Er stemmt Gewichte, wirft den Diskus und läuft eine Runde nach der nächsten. Das Besondere: Der Sportler ist bereits 88 Jahre alt.
Ein trüber Morgen im Juni. Es ist windig, kühl und ungemütlich. Auf dem Vereinsgelände vom ESV Lokomotive Potsdam ist niemand zu sehen - bis Hans Schuffenhauer aus dem Clubhaus tritt. Vorsichtig, mit kleinen Schritten, geht der 88-Jährige die Treppe zum Sportplatz hinunter. In der Hand eine Sporttasche, die genauso blau ist wie sein Trainingsanzug.
"Ich bin zwei Stunden hier draußen. Einlaufen, dann Diskus, Kugel, zwei Stunden ungefähr. Gut. Es kann nicht genug sein. Man will ja immer weiter werfen. Bloß, man macht 50 Würfe oder wie, aber da kommt ganz selten einer, der weiter ist."
Bevor es in den Ring geht, dreht Hans eine Runde um den Platz. Erst läuft er, dann geht er - immer im Wechsel. Danach folgen Gymnastikübungen und zu guter Letzt Liegestütze auf dem Rasen. Dann geht es zur Wurfanlage. Zunächst simuliert Hans die Bewegungsabläufe ohne Diskus. Dann wirft er. Ohne Drehung - aus dem Stand.
"Man trainiert und will versuchen, immer wieder gut, weit, weit, weit, das ist ja der Anreiz. Man geht ja nicht hierher und sagt, ich will mal nen bisschen kegeln, ne, das muss sich ja auch schon lohnen, dass man im Training gut ist, damit man bei den Deutschen Meisterschaften bestehen kann."
"Ja, guck mal. Super, sehr schön."
Trainingsgruppe trifft sich wöchentlich
Die Trainingsgruppe von Hans, alles Leichtathleten im Seniorenalter, trifft sich zweimal die Woche auf der idyllisch gelegenen Anlage gegenüber vom Park Babelsberg. Der Wind nimmt zu und es fängt an zu regnen. Hans muss umdisponieren:
"Regen macht sich schlecht. Erst mal werde ich selber nass, das Gerät wird nass, wenn der Diskus nass ist, geht's nicht so gut. Mit'm Wurf machen wir Schluss jetzt, wir gehen jetzt in den Gymnastiksaal, da ist trocken und in den Kraftraum."
Hans geht zurück zum Clubhaus und dort die Treppe zum Keller hinunter. Hier befindet sich der Kraftraum.
"Hier sind verschiedene Geräte und die nehm ich mir alle vor und mach eine Runde und dann mach ich mal noch eine Runde, ja."
Hans stemmt Gewichte, macht Dehn- und Streckübungen und lässt wie angekündigt kein Gerät aus. Hans Schuffenhauer war schon als junger Mann ein guter Leichtathlet. Seine größten sportlichen Erfolge feierte er aber erst im Seniorenalter. Bei Welt-, Europa- und Deutschen Meisterschaften sammelte er zahlreiche Medaillen. Auch goldene.
Hans trainiert mit Ausdauer und Konzentration
Jetzt scheint die Sonne. Also wieder raus auf den Platz zum Kugelstoßen.
"Mit Regen hat's ja aufgehört, ja, jetzt ist's schön."
Hans trainiert mit Ausdauer und Konzentration. Die Sportler in seiner Wettkampfklasse sind zwischen 85 und 90 Jahre alt, das heißt er gehört mit 88 zu den Älteren und muss sich behaupten:
"Fünf Jahre in der Altersklasse, jetzt kommen immer wieder junge nach, die sind vier, fünf Jahre jünger und das macht viel aus. Ein Ziel ist der Antrieb. Ne, beim Kugel, Diskus, also beim Diskus möchte ich unter die ersten Drei kommen. Bei den Deutschen Meisterschaften und Kugel wahrscheinlich auch. Es kommt immer drauf an, wer da ist, und wie die Form ist."
"Hans, wie viele Stöße hast du denn schon? 80 werden's wohl nicht werden."
Es werden an die siebzig Stösse.
"Das kann stundenlang dauern ehe ich weiter stosse, aber die Weite sieht schon ganz gut aus."
Hans gibt sich erst zufrieden als die Kugel weit genug geflogen ist. Aus seiner Tasche holt er einen Zollstock:
"Ich schätze 7,20. Das ist der Scharfrichter hier, der misst jetzt viere, sechse, sieben sind's etwa. 7,50! 7, 50 ist sehr gut, aber hab ja auch stundenlang geochst. Da hab ich in Erfurt schon ne Medaille weg...kann ich mir schon schicken lassen. Die können sie mir schon schicken, da brauch ich gar nicht mehr hinfahren."