Soul-Superstar

Schöne Bescherung von Beyoncé

Von Martin Böttcher · 16.12.2013
Ganz ohne Ankündigung hat Beyoncé ihr fünftes Album herausgebracht. Es ist nach sich selbst benannt und nicht als CD oder Platte, sondern nur bei Apples im iTunes-Shop erhältlich.
14 Songs plus dazugehörigen Videos, sie selbst nennt es deshalb ein "visuelles Album". Ein echter Marketingcoup. Aber eventuell auch ein Schnellschuss, der gar nicht viel Vorbereitung braucht? Ganz sicher nicht: Dazu sind die Songs viel zu sorgfältig produziert und viel zu gut. Und dann die dazugehörigen Videos! Zum Teil ganz schön aufwendig: Roller-Disco-Tanzchoreografien, inszenierte Schönheitswettbewerbe, Geheimnisvolles, das wie eine Art R’n’B-Verfilmung von Steven Kings "Shining" wirkt. Gedreht von verschiedenen Regisseuren in Paris, in Rio de Janeiro, New York, Houston.
Ein Superstar wie Beyoncé, die mit ihrem Mann Jay-Z als "One Billion Dollar Couple", also als milliardenschwer gilt, macht das auch nicht schnell mal aus eine Bauchgefühl heraus. Das ist wohlüberlegt – nur eben ohne jede Marketingkampagne. Es musste also von PR-Seite aus kaum jemand wissen. Und weil es "Beyoncé" ja zunächst auch nicht als CD gibt, mussten auch keine Zwischenhändler informiert werden.
In drei Tagen 500.000 Mal verkauft
Das Ganze hat sich auf jeden Fall gelohnt: "Beyoncé" hat sich in den ersten drei Tagen allein in den USA über 500.000 Mal verkauft und ist in etlichen Ländern an die Spitze der iTunes-Charts gesprungen. Es hat sich aber auch künstlerisch gelohnt: wo man auch hinschaut, die deutschen Feuilletons, die englischen und amerikanischen Musikzeitschriften – alle loben dieses Album als gelungenes, spektakuläres Gesamtkunstwerk: Wirklich gute Songs und gute, erotisch aufgeladene Videos. Die Musik auf der Höhe der Zeit, zum Teil minimaler elektronischer R’n’B, mit Drake, Frank Ocean und Ehemann Jay-Z hochkarätige, aber spärlich eingesetzte Gäste.
Beyoncé ist ein selbstbewusste, emanzipierte Frau, die mit diesem Werk für sich das Recht einfordert, sich selbst so zu inszenieren, wie es ihr passt: Sexobjekt, Ikone des Schwarzen Amerikas, Ehefrau, Tänzerin – ein Mensch mit Widersprüchen. In einem Video kritisiert sie, was Schönheitswettbewerbe mit jungen Frauen machen, im nächsten ist sie schon wieder selbst das makellose Wesen, das nicht ganz so selbstbewusste Frauen in die Verzweiflung vor dem Spiegel treiben dürfte.
Beyoncé: "Beyoncé"
Label: Columbia
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