Somalia

Hölle auf Abruf

Von Bettina Rühl · 24.11.2013
60 Leibwächter müssen ihn und seine Familie schützen und eigentlich kann ihm überall ein Anschlag drohen. Aber er will als Stadtoberhaupt Mogadischu wieder aufbauen: Mohamoud Ahmed Nur.
"Bürgermeister der Hölle", so nannte die "Süddeutsche Zeitung" Mohamoud Ahmed Nur im April 2012 in einem Porträt. Er selbst sieht sich nicht so: "Mogadischu ist das Paradies", stellt er dagegen und meint damit die Möglichkeiten der Veränderung, die er als Bürgermeister in seiner sich wandelnden Heimatstadt hat.

Nach 22 Jahren Krieg versuchen die Somalier, so etwas wie Normalität zu finden. Bis dahin ist aber noch ein weiter Weg: Mohamoud Ahmed Nur kann sich in seinem "Paradies" nur im Schutz etlicher Leibwächter bewegen, er fühlt sich deshalb wie im Gefängnis. Morddrohungen sind an der Tagesordnung, mehrere Anschlagsversuche hat er bereits überlebt. Islamistische Milizen, schwer bewaffnet, versuchen nach wie vor, sich Einflusszonen zu sichern. Aber noch gibt der Rückkehrer aus dem britischen Exil nicht auf, fährt durch die zerbombten Straßen der Metropole, umgarnt potentielle Investoren, versucht eine Stromversorgung zu etablieren. Seine Familie hat er inzwischen aus London geholt. Seither ist die Zahl der Leibwächter des Bürgermeisters von Mogadischu auf 40 gestiegen.
"Ich habe diese Geschichte recherchiert, weil mich der Mut der Menschen in Mogadischu immer wieder beeindruckt. Und weil die Welt dort anders ist als alles andere, was ich kenne."
Bettina Rühl, Afrikakorrespondentin


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