Snowden bei Twitter

"Ich bin kein Held, nur ein Bürger mit einer Stimme"

Edward Snowden hat seit dem 29. September 2015 einen Account bei Twitter.
Edward Snowden hat seit dem 29. September 2015 einen Account bei Twitter. © Screenshot Twitter / deutschlandfunk.de / Nahar
Markus Beckedahl im Gespräch mit Vladimir Balzer · 29.09.2015
Edward Snowden, der weltberühmteste Whistleblower, ist jetzt bei Twitter. Dort folgt er nur einem Account: dem seines früheren Arbeitgebers NSA. Durch seinen Twitter-Account werde Snowden nun erstmals selbst zum Sender, findet Markus Beckedahl von Netzpolitik.org.
Gegen 18 Uhr sendet Edward Snowden seinen ersten Tweet in die Welt: "Can you hear me now?"
Viele hören ihn, diesen Ruf, denn innerhalb kürzester Zeit hat Snowden mehrere hunderttausend Follower.
Markus Beckedahl von netzpolitik.org sieht es als "eine gute Nachricht, dass er jetzt offensichtlich aktiver seine Rolle als öffentlicher Intellektueller auf einem populären sozialen Netzwerk ausüben möchte. Das zeigt zumindest sein heute gestartetes Engagement auf Twitter."
Dass Snowden nur einem Account folgt, nämlich dem seines früheren Arbeitgebers NSA, der ihn wegen Geheimnisverrat verfolgen lässt, könne man als "Nerd-Humor" ansehen.
Twitter als vertrauenswürdige Plattform
Dass Snowden Twitter gewählt hat und nicht ein anderes soziales Netzwerk, hat für Beckedahl bestimmte Gründe:
"Man kann Twitter über Anonymisierungsnetzwerke benutzen, dann kann man nicht zurückverfolgen, von welchem Rechner aus man operiert. Das nutzen viele, um ihre Identität zu verbergen. Gleichzeitig gab es in den vergangenen Jahren einige Fälle, wo US-Geheimdienste massive rechtlichen Druck auf Twitter ausgeübt haben, um an die Daten einzelner Accounts von Wikileaks-Aktivisten heranzukommen. Und Twitter hat hier sehr mutig die Rechte seiner Nutzer verteidigt. Insofern scheint Twitter ein vertrauenswürdiger Service für Edward Snowden zu sein."
Bislang habe Snowden immer den Umweg über Journalisten genutzt, um mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten. Durch seine Twitter-Aktivität werde er selbst zum Sender, so Beckedahl weiter.
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