Simchat-Tora-Fest in Tel Aviv

Feiern und tanzen bis in die frühen Morgenstunden

Jüdische Männer tanzen in einem Kreis, in der Mitte stehen zwei kleine Jungen.
Ultra-orthodoxe Juden tanzen beim Simchat-Tora-Fest mit Thora-Rollen in einer Synagoge im Jerusalemer Viertel Mea Shearim. © picture alliance / dpa / Abir Sultan
Von Evelyn Bartolmai · 09.10.2015
Mitten im säkularen Tel Aviv feiern an Simchat Tora, dem Fest der Tora-Freude, rund 10.000 Menschen im Stadtzentrum. Der Tag beendet den Festtagszyklus, der mit Rosch ha-Schana begann. Auch ein beliebter israelischer Popsänger ist dabei.
Seit einigen Jahren schon ist es Tradition, dass im eigentlich erklärtermaßen säkularen Tel Aviv der Abend und die halbe Nacht von Simchat Torah mitten in der Stadt getanzt und gefeiert wird. Rabbiner und Studenten der Religionshochschule Jeshivat Ma'ale Eliajhu verlassen in einem fröhlichen Zug ihre Synagoge nahe der Tel Aviver Börse, in den Armen sämtliche Torah-Rollen, die in schön bestickte Samtmäntelchen gehüllt sind. Mit Schofartönen, die zu Rosch ha-Schana den Festtagszyklus eingeleitet haben und ihn jetzt zu Simchat Torah, dem Fest der Torah-Freude, beenden, begrüßen sie die rund 10.000 Besucher auf dem Kikar Rabin vor dem Rathaus.
Stürmisch begrüßter Gast ist neben Bürgermeister Ron Hulda'i vor allem der ehemalige Oberrabbiner von Israel und heute noch immer als Hauptrabbiner von Tel Aviv aktive Meir Israel Lau. Er und sein Bruder haben als einzige ihrer Familie die Shoa überlebt, wurden im April 1945 von den Amerikanern im KZ Buchenwald befreit und sind unmittelbar danach ins damalige Palästina ausgewandert.
"Möge das Schofar die Freude verkünden, dass die vor 73 Jahren geplante 'Endlösung' zur Vernichtung der Juden im Zweiten Weltkrieg nicht gelang, sondern wir bis heute unsere Traditionen pflegen können! "
Nichts ist geblieben von größeren und stärkeren Völkern als den Juden
Rav Lau erinnert daran, dass es in den vergangenen Jahrtausenden größere, stärkere und reichere Völker als die Juden gab. Keines wurde je durch Pogrome oder eine Shoah bedroht, und dennoch ist nichts von ihnen geblieben. Einzig das jüdische Volk besteht bis heute fort. Und Rabbiner Lau beantwortet die Frage, wie dieses Wunder möglich war:
"Die Treue zur Torah durch viele Generationen hat das jüdische Volk vor dem Untergang bewahrt. Das ist die Kraft der Torah und der Grund, warum wir heute feiern. Und wir danken Dem, Der uns die Torah geschenkt hat und bitten: Gib unserem Volk Kraft und schenke uns Frieden."
Ein prächtiges Feuerwerk beendete den religiösen Teil des Festes, das auf Hebräisch "Hakafot haschniot" - die Feier für ein großes Publikum - heißt; und diese Feier fand mit Volkstänzen und dem Auftritt des beliebten israelischen Popsängers Regev Hod erst in den frühen Morgenstunden ihr Ende.
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