Seyran Ateş

Warum erheben Sie immer wieder Ihre Stimme?

Seyran Ateş
Die Juristin und Autorin Seyran Ateş bei einem Besuch im Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio Kultur
Moderation: Katrin Heise · 29.08.2014
Seyran Ateş kann nicht anders als sich einzumischen, wenn sie von Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierung erfährt. Mutig und provozierend bezieht sie Stellung zu Themen wie Zwangsheirat und Ehrenmord.
Seyran Ateş wurde 1963 in Istanbul als Tochter einer Türkin und eines Kurden geboren. Mit sechs Jahren zog ihre Familie nach Berlin-Wedding. Mit 17 Jahren lief sie von zu Hause weg, weil sie die repressive Erziehung ihrer Eltern nicht mehr aushielt.
An der Freien Universität Berlin studierte sie Jura. 1997 begann sie, als Rechtsanwältin zu arbeiten. Sie spezialisierte sich auf Familien- und Strafrecht und wurde Expertin für Menschenrechtsfragen.
Für ihr Engagement vor allem für Migrantinnen wurde Ateş mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie Im Juli dieses Jahres das Bundesverdienstkreuz.
Sie hat viele Bewunderer - aber auch viele Feinde
Sie wird bewundert und gelobt - aber auch immer wieder angefeindet: Bei einem Mordanschlag auf eine ihrer Mandantinnen 1984 wurde sie lebensgefährlich verletzt.
Nach der Publikation ihres Buches "Der Islam braucht eine sexuelle Revolution" (2009) bekam sie Morddrohungen. Und auch heute noch, sagte sie im Deutschlandradio Kultur, bekomme sie Mails, in denen jemand ankündigt, ihr eine "Kugel in den Kopf" zu jagen. Für andere wiederum ist sie eine "Hure".
Mit dem arabischen Frühling kam ihr Engagement zurück
Das Leben zwischen Bewunderung auf der einen und Hass auf der anderen Seite zerre an ihr, sagt Ateş - besonders, seit sie Mutter geworden sei. Zwischenzeitlich zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück. Doch mit dem arabischen Frühling kam auch ihr Engagement zurück. Sie sei jetzt nicht mehr allein mit ihren Themen, das mache es einfacher und weniger gefährlich, sagt Ateş.
Dennoch muss die Anwältin, die seit langem unter Polizeischutz lebt, erkennen: "Das Leben für die Freiheit bedeutet oft Unfreiheit." Und der Einsatz für Demokratie und Verfassungspatriotismus bedeute, ständig mit den Feinden der Demokratie zu tun zu haben. Sie sei deswegen oft allein und einsam gewesen.
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