Schweiz ermittelt gegen WM-Organisatoren

Die Folgen einer absurden Finanztransaktion

Franz Beckenbauer bei einer Pressekonferenz im Jahr 2005 zur Vorbereitung der WM 2006.
Die Schweizer Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen Franz Beckenbauer und drei weitere Organisatoren der Fußball-WM 2006 eingeleitet. © picture alliance / dpa / Peter Endig
Stefan Osterhaus im Gespräch mit Katja Schlesinger und Frank Meyer · 01.09.2016
Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hat ein Nachspiel: Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen die WM-Organisatoren um Franz Beckenbauer eingeleitet. Den Beschuldigten drohten empfindliche Strafen, sagt Fußball-Experte Stefan Osterhaus.
Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat in Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-WM 2006 ein Strafverfahren gegen die Organisatoren eingeleitet. Es gehe um den "Verdacht der Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung", hieß es. Neben Franz Beckenbauer stehen die früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie der ehemalige Generalsekretär Horst R. Schmidt im Visier der Schweizer Bundesanwaltschaft.
Fußball-Experte Stefan Osterhaus erklärte im Deutschlandradio Kultur die Hintergründe der neuen Ermittlungen. Die in Rede stehenden Gelder von 6,7 Millionen Euro seien seinerzeit über ein Konto in der Schweiz geflossen, deshalb könne das Land jetzt auch ermitteln:
"Man hat damals behauptet, man hätte diesen Betrag an die Fifa zahlen müssen, um im Gegenzug eine Finanzhilfe für das WM-Kulturprogramm zu erhalten. Also das war schon eine ziemlich absurde Konstruktion. Und das konnte damals auch kaum jemand glauben. Und dieses Geld ist eben über ein Konto in der Schweiz gelaufen. Und letztlich in Katar gelandet. Wo genau und was mit dem Geld geschehen ist – das weiß man immer noch nicht. Aber aus diesem Grund hat die Schweizer Staatsanwaltschaft eine rechtliche Handhabe. Und es ist noch nicht verjährt."
Diese Fakten seien allerdings schon seit dem März bekannt, sagt Osterhaus. Die Vorwürfe der Schweizer Staatsanwaltschaft seien ernst zu nehmen:
"Da steht schon eine empfindliche Strafe drauf. Also das ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen könnte. Beckenbauer hat das ja hier in Deutschland immer ganz geschickt gemacht. Er hat ja auch der 'Süddeutschen Zeitung' damals ein großes Interview gegeben, wo er gesagt hat: 'Mein Gott, ich habe einfach alles unterschrieben.' Also das hat er immer wieder gut drauf gehabt, sich irgendwie schadlos zu halten."
Mehr zum Thema