Schorlemmer wünscht sich SPD als Anwältin der Verlierer

27.10.2007
Nach Meinung des Theologen und Publizisten Friedrich Schorlemmer muss sich die SPD wieder stärker auf das Prinzip "links und frei" des früheren Vorsitzenden Willy Brandt berufen. Um in den ostdeutschen Ländern wieder mehr Profil zu gewinnen, solle die Partei klar herausstellen, dass sie nicht nur über soziale Kompetenz, sondern auch über wirtschaftliches Augenmaß verfüge.
"Die SPD muss als Volkspartei wieder Anwältin derer sein, die schuldlos Verlierer dieser Gesellschaft sind", sagte Schorlemmer, selbst Mitglied der Partei. Bezogen auf die aktuelle Debatte um eine Verlängerung des Arbeitslosengeldes erklärte der Theologe: "Ich glaube, dass es richtig ist, dass man an dieser Stelle noch mal justiert, ohne damit die gesamte Reform infrage zu stellen."

Die SPD sei von vielen Menschen in Ostdeutschland als Partei verstanden worden, die das "soziale Gewissen zu praktischer Politik" mache. Dieses Gefühl sei jedoch im Zusammenhang mit den Reformen der Agenda 2010 abhanden gekommen. "Die SPD hat weniger vermitteln können, dass sie diese schwere Arbeit oder diese Zumutungen machen musste. Und jetzt erlebt diese SPD, wie offensichtlich diese Zumutungen auch zu gewissen Erfolgen führen, die aber nicht auf ihr Konto geschrieben werden, sondern auf das Konto der CDU", sagte der Theologe.

Schorlemmer erklärte weiter, die SPD könnte in Ostdeutschland zudem wesentlich besser aufgestellt sein, wenn sie sich nach 1989 ehemaligen Mitgliedern der SED mehr geöffnet hätte: "Wir sind ja eine Mini-Partei im Osten, weil wir diese starke, fast ideologische Abgrenzung gegenüber denen vorgenommen haben, deren Vorgängerpartei uns ausgegrenzt hatte. Das war ein strategischer Fehler."


Das vollständige Gespräch mit Friedrich Schorlemmer können Sie mindestens bis zum 27. März 2008 Monate in unserem Audio-On-Demand-Angebot hören. ( MP3-Audio )