Schöner bauen

Von Carsten Probst · 30.10.2006
In der vergangenen Woche hat der Bundestag beschlossen, eine Bundesstiftung Baukultur einzurichten. Der erste Versuch war im letzten Jahr am Widerstand der Länder gescheitert. "Kultur ist Ländersache", hieß es da. Die neue Stiftung versteht sich als Anwalt für qualitätsvolle Architektur. Doch ihr Aktionsradius scheint vorab arg begrenzt.
Sieben Jahre einer äußerst wechselhaften Startphase werden vergangen sein, wenn die Bundesstiftung Baukultur im nächsten Jahr nun endlich ihre Arbeit aufnimmt. Immerhin gilt jetzt als sicher, dass bis zum Jahresende die Errichtung der Stiftung im Bundestag beschlossen wird. Am vergangenen Freitag, auf der Herbsttagung der Initiative, wurde Potsdam als Stiftungssitz auserkoren. Aber zwischenzeitlich hatte wohl so mancher schon nicht mehr daran geglaubt.

Am Beginn stand eine "Initiative Architektur und Baukultur", die im Jahr 2000 erstmals an die Öffentlichkeit trat und dafür warb, dass die Baukultur ähnlich wie die Menschenrechte Verfassungsrang bekommen müsste. Immerhin vier Bundesverkehrsminister haben sich seitdem für eine Nationale Stiftung Baukultur eingesetzt. Der frühere Verkehrsminister Manfred Stolpe wollte die Stiftung sogar als eine Art "Think Tank" einsetzen, der den Stadtumbau Ost begleitet, an dem sich immerhin 260 Städte in den Neuen Bundesländern beteiligen.

Im Mai 2005, kurz vor dem Ende der rot-grünen Bundesregierung, passierte tatsächlich eine entsprechende Gesetzesvorlage das Parlament - um dann jedoch das letzte Opfer im Föderalismusstreit zu werden: Die Vorlage wurde vom Bundesrat kassiert mit dem fadenscheinigen Argument, Baukultur sei Ländersache.

Doch schon vorher hatte das Stiftungsvorhaben eine empfindliche, ja peinliche Schlappe hinnehmen müssen. Zur Generierung des Stiftungskapitals erfolgte 2003 ein Spendenaufruf der Gründungsinitiative an alle Architekten und Bauingenieure Deutschlands, insgesamt rund 150.000 Personen, die eine symbolische Summe von 100 Euro spenden sollten. Kämen weniger als fünfzig Prozent von ihnen dem Aufruf nicht nach, so hieß es damals vollmundig, müsse das Stiftungsvorhaben als gescheitert gelten.

Bis heute haben kaum mehr als ein Prozent der Angeschriebenen gespendet. Eine Demütigung für die Initiatoren, die einsehen mussten, dass niemand diese wirklich ernst zu nehmen schien. Das Stiftungsvorhaben freilich wurde, entgegen der anderslautenden Ankündigung, trotzdem weiter betrieben. Doch es hat Schaden genommen. Von einer bedeutenden Funktion ist seitdem kaum mehr die Rede, und die kritischen Stimmen mehren sich, gerade auch aus den Reihen derer, die die Stiftung eigentlich hat ansprechen und vertreten wollen, die das Ganze inzwischen für ein reines Prestigeprojekt von Politikern halten.