Schleswig-Holstein

Albig in schwerem Fahrwasser

Ist auch bei der SPD-Basis nicht mehr unumstritten: Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig.
Ist auch bei der SPD-Basis nicht mehr unumstritten: Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig. © dpa / picture alliance / Carsten Rehder
Von Dietrich Mohaupt · 07.04.2015
Als der SPD-Politiker Torsten Albig 2012 Ministerpräsident von Schleswig-Holstein wurde, feierten ihn seine Anhänger euphorisch. Heute sind seine persönlichen Umfragewerte im Keller. Woran liegt es? Die Opposition hat einige Ideen.
Tja – wie macht er sich, der Torsten Albig? Klingt eigentlich nach einer recht einfachen Frage. Aber:
"Darauf eine einfache Antwort zu geben, fällt schwer – weil er sich eigentlich gar nicht macht. Er hat sich am Beginn seiner Amtszeit als Ministerpräsident sehr pastoral verhalten und mit wenigen Inhalten geglänzt, und es hat sich daran bisher nichts geändert. Man hat auch den Eindruck, dass der wahre Ministerpräsident nicht Torsten Albig heißt sondern Ralf Stegner, denn die Richtlinien der Politik bestimmt in jedem Fall er."
Typisch Wolfgang Kubicki – der Fraktionschef der Liberalen im Kieler Landtag ist fest davon überzeugt, dass eben nicht der Ministerpräsident sondern der SPD-Fraktionschef und Landesvorsitzende Stegner in der Landesregierung das Sagen hat – Albig hält er schlicht für eine Fehlbesetzung.
"Er versucht zu sein wie Peter Harry Carstensen, sein Vorgänger – volksnah. Er ist gern unter Leuten, aber er bekommt die Nähe zu den Menschen nicht hin wie Peter Harry Carstensen."
Das Klischee vom fröhlich feiernden Landesvater
Das ist für die Fraktionschefin der Grünen, Eka von Kalben, allerdings kein Problem. Ein moderner Ministerpräsident muss nicht unbedingt dem etwas angestaubten Klischee vom überall beliebten, fröhlich feiernden Landesvater entsprechen, betont sie:
"Ich glaube, dass er natürlich nicht der Typ Peter Harry Carstensen ist – und ich sage: zum Glück. Ich muss sagen, dieses Bild von dem Landesvater, der auf Dorffesten fröhlich dabei ist, das passt eigentlich nicht zu meinem Bild von modernem Führungsverhalten und zu einer modernen Politik."
Die könne man mit Torsten Albig als Regierungschef durchaus machen, versichert sie – und das tun auch Vertreter des SSW, der Partei der dänischen und friesischen Minderheit in Schleswig-Holstein, regelmäßig. Augenscheinlich sind die Koalitionspartner der SPD also ganz zufrieden mit der Arbeit des Ministerpräsidenten. Das wiederum kann Daniel Günther so gar nicht von sich behaupten. Der Chef der CDU-Fraktion im Landtag kritisiert, dass Albig als Regierungschef kaum wahrnehmbar sei und offenbar gar keine rechte Lust mehr habe, sich seiner Aufgabe angemessen zu widmen.
"Das ist jeden Tag aufs Neue spürbar, dass er völlig die Lust daran verloren hat, dieses Land auch zu gestalten. Und er erschöpft sich in Reden, man sieht ihn auch nur noch selten im politischen Bereich – er findet schlicht und ergreifend nicht statt und überlässt Ralf Stegner komplett die Rolle. Und das wird Schleswig-Holstein mit Sicherheit überhaupt nicht gerecht."
Albigs Umfragewerte sind eingebrochen
Jüngste Umfragen stützen diese Einschätzung des Oppositionsführers im Kieler Landtag. Für die Politik der Koalition aus SPD, Grünen und SSW gibt es danach zwar noch eine Mehrheit im Land – aber Albigs persönliche Werte sind dramatisch eingebrochen, von 62 Prozent Zustimmung im Mai 2013 auf gerade einmal 37 Prozent Ende 2014. Das macht sich auch an der Basis der Nord-SPD bemerkbar – die Stimmung ist durchaus geteilt.
"Also ich finde, Albig macht sich gut."
"Sicherlich macht man nicht alles richtig, und das wird sicher auch bei ihm der Fall sein."
"Nach der Anfangseuphorie und einem super Start der Regierung ist jetzt erstmal ein bisschen Talsohle."
"Albig macht sich gut in Schleswig-Holstein, ich bin zufrieden mit ihm als Ministerpräsident."
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