Schiffsunglück in China

Wirbelsturm führte zum Untergang

Rettungskräfte versuchen, das gekenterte Schiff zu bergen.
Rettungskräfte versuchen, mögliche Überlebende aus dem gekenterten Schiff zu befreien. © dpa / Chen Zhuo/Yangzi River Daily/ Chi
Von Markus Rimmele, ARD-Hörfunkstudio Shanghai · 02.06.2015
Ein Schiff mit mehr als 450 Passagieren an Bord ist im chinesischen Fluss Jangtse gesunken. Im Rumpf werden noch Überlebende vermutet. 3000 Helfer sind vor Ort. Taucher wollen Klopfzeichen wahrgenommen haben.
Bilder von der Unglücksstelle im chinesischen Staatsfernsehen. Der Reporter steht direkt am Ufer des Jangtse, südwestlich der Metropole Wuhan in Zentralchina. Hinter ihm sind Dutzende Rettungsboote zu sehen. Nur vom Unglücksschiff keine Spur, es ist mittlerweile komplett gesunken. Der Jangtse ist an dieser Stelle 15 Meter tief.
Um etwa 21.30 Uhr gestern Abend wurde das Schiff von einem Wirbelsturm erfasst, berichtet der CCTV-Journalist. Das Schiff wurde hin- und hergeworfen und begann dann zu sinken. Die Rettungskräfte berichten, dass die ersten Überlebenden an Land schwimmen konnten. Sie trafen dort auf Fischer, die dann die Polizei angerufen haben.
Das Schiff lag zunächst kieloben im Wasser. Schiffsschraube und Ruder waren noch am frühen Morgen zu sehen, bevor es dann ganz sank.
Gibt es noch Überlebende?
Mittlerweile ist die Rettungsaktion in vollem Gang. 3000 Helfer sind vor Ort, darunter 1000 Mitglieder der Militärpolizei. Mehr als 50 Boote und ein Helikopter sind im Einsatz.
Es sieht danach aus, dass im gesunkenen Schiff noch Überlebende eingeschlossen sind. Laut Medien sollen Taucher Klopfzeichen und Stimmen aus dem Rumpf wahrgenommen haben. Ob und wann es gelingt, diesen Menschen zu helfen, ist unklar.
"Die Rettungsarbeiten sind schwierig", berichtet eine Reporterin vom Staatsfernsehen vor Ort. "Der Fluss hier ist sehr breit. Das Unglück ereignete sich bei Dunkelheit. In den Stunden danach konnten daher nur sehr wenige Menschen gerettet werden. Außerdem ist das Schiff groß. Um es zu bewegen, ist ein sehr großes Rettungsschiff nötig. Dieses wiederum kann sich nur langsam hierher bewegen."
Viele Touristen an Bord
An Bord des Schiffs befanden sich zum Unglückszeitpunkt mehr als 450 Passagiere. Die "Stern des Ostens" war auf dem Weg von der ostchinesischen Stadt Nanjing über den Drei-Schluchten-Staudamm in die Metropole Chongqing im Westen. Bei den Passagieren handelt es sich laut Staatsmedien vor allem um chinesische Touristen, viele davon aus Shanghai. Die meisten von ihnen seien zwischen 50 und 80 Jahre alt.
Außerdem seien fünf Angestellte eines Reiseveranstalters und 47 Besatzungsmitglieder an Bord. Ob auch Ausländer mitfuhren, ist bislang nicht bekannt.
Chinas Staatspräsident Xi Jinping hat umfassende Bemühungen zur Rettung der Überlebenden gefordert. Der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang hat sich auf den Weg zum Unglücksort gemacht.
Der Jangtse ist Chinas längster und wasserreichster Fluss. Kreuzfahrten auf dem Strom sind bei chinesischen und ausländischen Touristen sehr beliebt. In Zentral- und Südchina hat die Regenzeit eingesetzt. Im Sommerhalbjahr wird das Jangtse-Becken immer wieder von heftigen Unwettern heimgesucht.
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