Schäfer in Rumänien

Ein lohnendes Geschäft

Schäfer in Rumänien
Schäfer in Rumänien © Deutschlandradio Kultur / Stephan Ozsváth
Von Stephan Ozsváth  · 26.05.2016
60.000 Schäfer kümmern sich in Rumänien um rund neun Millionen Tiere. Ein harter Job bei Wind und Wetter, Tag und Nacht. Aber die Schäfer können davon leben und Züchter exportieren ihre Tiere bis in die arabische Welt.
Der Wind pfeift über die Weide nahe dem siebenbürgischen Miercurea Ciuc – 42.000 Einwohner hat das Städtchen. Der Ort ist ungarisch geprägt. Schäfer László Teleki ruft die Schafherde zusammen.
"Ich mache das schon seit 1967, erzählt der wortkarge Mann. Ein Jahr vorher habe ich die achtjährige Schule beendet und dann angefangen. Das Leichte hat mir nicht gefallen. Jetzt wäre es schön. Einer muss es ja machen. Die Jungen heute machen das nicht. Die gehen lieber klauen. Die streunen lieber rum."

Das Leben ist hart

Kein Wunder. 3500 Euro im Jahr zahlt der Herdenbesitzer der Schäferfamilie, das sind Eltern und zwei Söhne, plus Verpflegung und Zigaretten. Und 30 eigene Schafe dürfen sie mit betreuen. Das Leben ist hart als Schäfer, erzählt der 65-Jährige.
"Tag und Nacht muss man auf der Hut sein. Egal, ob man im Verschlag liegt oder hier bei den Tieren ist. Das ist nicht leicht, vor allem wenn das Wetter schlecht ist. Im Sommer müssen wir sehr früh aufstehen, um vier halb fünf, jeden Morgen, Melken, Käse machen. Das geht dann auch mal bis Mitternacht, die Zeit vergeht schnell."
Herdenbesitzer Ferenc Horváth zeigt den Holzverschlag, in dem die Schäfer übernachten: Eine Bretterbude mit Klappe, nur so groß, dass ein Mann hineinpasst, darin liegt ein schmuddeliges Schaffell. Von Schäfer-Romantik keine Spur. Und es ist auch nicht ganz ungefährlich hier oben, erzählt der Herdenbesitzer Ferenc Horváth.
"Sie gehen hier herum, Bären und Wölfe, sagt er. Die Leute müssen deshalb bei den Tieren schlafen. Immer sind zwei in der Nähe. Der Bär ist nicht so gefährlich, der schnappt sich ein, zwei. Aber der Wolf, der ist ein Killer. Der tötet viele. Man braucht gute Hunde und gute Leute."


15 Hunde passen auf seine 700 Schafe auf, in drei Herden ziehen sie über die Weiden durch die Hügellandschaft. Auch er selbst packt mit an. Früher war er mal Schweinezüchter, wegen der vielen EU-Vorschriften hat er das aufgegeben. 30 Schweine sind ihm geblieben. Das Geschäft mit den Schafen lohnt sich – auch wegen der EU-Subventionen, sagt er. Pro Schaf bekommt der 47-Jährige aus dem Brüsseler Topf bis zu elf Euro Förderung – alleine für seine Herde macht das 70.000 Euro im Jahr aus. Plus Erlös für Käse, Wolle, Fleisch.
Rumänien
Schafherde in Rumänien © Deutschlandradio Kultur / Stephan Ozsváth
"Man kann davon leben, sagt er. Das Problem ist nicht so sehr die Zucht, ich könnte auch 2000 halten, sondern an wen wir verkaufen. Es fehlt die Sicherheit des Absatzes. Wir wissen nicht, an wen und wie wir verkaufen. Die Aufkäufer kommen und bringen die Hammel nach Osten, zu den Arabern, den Mohammedanern."

Neu Millionen Tiere grasen in Rumänien

Offenbar ein lohnendes kreatives Geschäft. Denn laut Regierung in Bukarest hat sich die Zahl der Schafe in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Gut neu Millionen Tiere grasen in Rumänien und sichern etwa 60.000 Menschen ein auskommen. Züchter Ferenc Horváth schwärmt von seinen Tieren:
"Wenn es zwei, drei Mal regnet", sagt er, "dann werden sie schön weiß und wenn es dann kalt wird, bilden sich rund ums Maul Eiszapfen. Da haben sie schon zugelegt. Und wenn einem dann drei Herden entgegenkommen – das sieht einfach schön aus."
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