Sachbuch

Rastloser Riff-Lieferant

Von Uwe Wohlmacher · 03.01.2014
Sein Gitarrenspiel hat die Rockgeschichte geprägt: Ein neues Buch zeichnet ein differenziertes Bild der Musik-Ikone Jimmy Page - abseits der Skandale und Drogengerüchte.
Er ist zweifellos einer der wichtigsten internationalen Rockgitarristen, der mit seinen genialen Riffs nicht nur die Songs einer der einflussreichsten Bands der Welt geprägt hat, sondern während seiner Zeit als gefragter Studiogitarrist Hunderte von Plattenaufnahmen, etwa von den Kinks, The Who und Donovan, veredelte. Die Rede ist von Jimmy Page, Gitarrist und Produzent der britischen Rockband Led Zeppelin, der durch seine Arbeit zum Vorbild vieler nachfolgender Gruppen und Musiker wurde.
Das vorliegende Buch des amerikanischen Musikjournalisten Brad Tolinski ist eines der wenigen biografischen Bücher über den medienscheuen Künstler, den der Autor in den vergangenen 20 Jahren in vielen Gesprächen insgesamt über 50 Stunden interviewen durfte. Die Antworten des Musikers hat Tolinksi in elf Kapiteln zu unterschiedlichen Themenbereichen weitgehend chronologisch geordnet, unkommentiert und objektiv übernommen, wodurch das Buch einer Autobiografie sehr nahe kommt.
Page schildert dabei sehr detailliert und ausführlich seine Erlebnisse und Erfahrungen als Mietmusiker in den 60ern, den Einstieg bei den späten Yardbirds, die Gründung von Led Zeppelin und seine musikalische Arbeit nach der Trennung der Band.
Nachdenkliche Statements zu Sex und Drogen
Der Schwerpunkt des Buches liegt natürlich auf seiner Zeit mit Led Zeppelin, die mit mehr als 300 Millionen verkauften Schallplatten zu den erfolgreichsten Bands der Rockgeschichte zählt. Der Gitarrist erzählt, wie er nach dem Ende der Yardbirds seine Idee einer Blues-Hard-Rockband umgesetzt hat, spricht über die Strategie ihrer Vermarktung, die umfangreichen Tourneen der Gruppe und gibt nachdenkliche Antworten zu den in den Medien gern breit getretenen Drogen-, Alkohol- und Groupie-Eskapaden der Led Zeppelin-Musiker.
Einen breiten Platz nehmen Gespräche über die Aufnahmetechnik und die Arbeit am Sound der Led Zeppelin-Platten ein, die Page, was vielen Fans und Journalisten nicht bewusst ist, nicht nur als Musiker, sondern auch als Tontechniker und Produzent maßgeblich geprägt hat. Daneben gibt der Gitarrist Auskunft über seine Auswahl an Gitarren, Verstärkern und Effektgeräten, die er zum Teil selbst entwickelt hat.
Auch andere Stars kommen zu Wort
Neben Jimmy Page selbst kommen in diesem Buch eine ganze Reihe von ehemaligen Musikerkollegen, wie der Led Zeppelin-Bassist John Paul Jones, die beiden ehemaligen Yardbirds-Gitarristen Jeff Beck und Chris Dreja sowie Paul Rodgers, mit dem Page kurzzeitig die Gruppe The Firm bildete, zu Wort. Deren Aussagen runden die Antworten und Betrachtungen von Page ab und steigern den objektiven Eindruck, den die Lektüre des Buches hinterlässt.
"Licht & Schatten" ist mehr als eine der üblichen Musikerbiografien, die über Erfolgsgeschichten oder Anekdoten aus dem Backstagebereich der Musikszene weit hinausgeht. Das Buch zeichnet stattdessen ein genaues Bild über einen der einflussreichsten Musiker der Rockmusikgeschichte und ist neben "Hammer of the Gods", dem Standardwerk über Led Zeppelin, unbedingt empfehlenswert.
Brad Tolinksi, Jahrgang 1958, ist seit über 20 Jahren Chefredakteur der "Guitar World", der meist verkauften Zeitschrift für Musiker. Er hat viele bekannte Gitarristen der Rockgeschichte wie Eric Clapton, Jeff Beck und B.B. King bis hin zu Eddy van Halen und Jack White interviewt und porträitiert. Daneben hat er Bücher über Stevie Ray Vaughn, Pink Floyd und die Faces veröffentlicht.

Brad Tolinski: Licht & Schatten. Gespräche mit Jimmy Page

Aus dem Amerikanischen von Michael Mundhenk

Edel Books, Hamburg 2013

360 Seiten, 19,95 Euro

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