Rüstungskooperationen

U-Boote für Israel, Drohnen für Deutschland

Ein israelisches Artillerie-Geschütz feuert am 2. August 2014 eine 155-Millimeter-Granate nahe der Grenze zum Gaza-Streifen ab.
Viele ihrer Rüstungsgüter hat Israels Armee aus Deutschland. © AFP PHOTO/DAVID BUIMOVITCH
Von Peter Marx · 12.05.2015
Israel und Deutschland unterhalten nicht nur diplomatische Beziehungen - die beiden Länder arbeiten auch im Bereich der Rüstung regelmäßig zusammen und liefern sich Waffen und Ausrüstung. Eine Chronik.
Die militärische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Israel hat eine lange und teilweise geheimnisumwitterte Geschichte. Sie begann bereits 1955, rund zehn Jahre vor der formalen Aufnahme der diplomatischen Beziehungen. Damals suchte der junge jüdische Staat händeringend nach Waffen für die noch im Aufbau befindliche Israelische Verteidigungsarmee.
Schon Anfang der 50er-Jahre erwarb Israel sogenannte Dual-use-Güter von Deutschland, das heißt Güter, die sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich eingesetzt werden können. Zum Beispiel Fahrzeugketten, mit denen sowohl Traktoren als auch Panzer ausgerüstet werden konnten. Der erste größere Waffendeal 1956/57 umfasste zwei Patrouillenboote von der Bremer Jacht & Bootswerft Burmester.
Ab 1962 wurde die Rüstungskooperation ausgeweitet. Zunächst wurde überschüssiges und ausgemustertes deutsches Kriegsmaterial (Lastwagen und Panzerabwehrraketen) nach Israel geliefert, doch der jüdische Staat verlangte immer mehr nach militärischem Großgerät Made in Germany: Schnellboote, U-Boote, Haubitzen, Hubschrauber, Transportflugzeuge, Panzer und Flugabwehrgeschütze. Damaliger Gesamtwert rund 240 Millionen DM.
Ein Radarstörsender für den deutschen Tornado-Kampfbomber
Die Militärgeschäfte waren keine Einbahnstraße. Israel lieferte im Gegenzug Munition, Uniformen und vor allem die berühmte Uzi-Maschinenpistole an die Bundeswehr.
Auf Druck von arabischen Staaten und zum Ärger von Israel blieben die nächsten Jahre weitere Lieferungen aus. Erst nach zähen Verhandlungen erhielt Israel 140 Millionen Mark "Ablösesumme", um Militärgüter in anderen Staaten kaufen zu können.
Nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen 1965 ging die Rüstungskooperation unvermindert weiter: Deutschland lieferte Funk, Radar- und Navigationsgeräte. Außerdem MTU-Dieselmotoren aus Friedrichshafen und Renk-Getriebe aus Augsburg für den neuen Merkava-Kampfpanzer des israelischen Heeres. Dagegen wurden die Munitionslieferungen Israels unverändert beibehalten. Zwischen 1977 und 1991 nahmen sie einen Umfang von rund 1,3 Milliarden Mark an.
In den 70er-Jahren kam es zum größten deutsch-israelischen Rüstungsprojekt. Unter dem Codenamen Cerberus wurde Israel mit der Entwicklung eines Radarstörsenders für den neuen deutschen Tornado-Kampfbomber beauftragt.
Seit Mitte der 80er-Jahre bilden deutsche U-Boote das Zentrum der Rüstungskooperationen. Doch die Boote sind Israel zu teuer. Erst als Deutschland die Finanzierung von zwei U-Booten (Gesamtpreis 880 Millionen DM) übernahm konnten die U-Boote der Dolphin-Klasse gebaut werden. 1994 wurde ein drittes U-Boot von Israel bestellt. Die U-Boote wurde 1999/2000 ausgeliefert. Alle U-Boot-Besatzungen wurden auf deutschen U-Booten und in der U-Boot-Schule der Marine in Eckernförde ausgebildet.
2013 Rüstungslieferungen im Wert von 266 Millionen Euro
Seit dem Einsatz in Afghanistan bestellt die Bundeswehr regelmäßig Heron-1-Aufklärungsdrohnen. Sie werden in Israel gebaut und von der deutschen Rüstungsschmiede Rheinmetall vertrieben. 2003 bemühte sich Israel um weitere deutsche U-Boote, vor allem mit dem neuartigen Brennstoffzellenantrieb, der es erlaubt, noch länger unter Wasser zu bleiben. Erneut war die Finanzierungsfrage die entscheidende Hürde. Deutschland übernahm ein Drittel von den eine Milliarde Euro Gesamtkosten. Im Mai 2006 wurde ein weiteres U-Boot der Dolphin II- Klasse bestellt und die Baugenehmigung erteilt.
Weitere Zahlen: 2011 genehmigte die Bundesregierung Rüstungslieferungen nach Israel für 62,9 Millionen Euro, ein Jahr darauf für 49,1 Millionen Euro und 2013 für 266,6 Millionen Euro.
Zwischen den Jahren 1995 bis 2005 importierte Israel Waffen im Wert von über einer Milliarde Dollar aus Deutschland.
Im Herbst 2014 wurde bekannt, dass die Bundesregierung ein Drittel der Kosten der von Israel bestellten Korvetten übernehmen soll. Die geschätzten Gesamtkosten: rund eine Milliarde Euro.
Seit Beginn der Kooperation zwischen beiden deutschen Staaten arbeiten die Militärs eng zusammen. So gibt es ein regelmäßiges Treffen der Heeres-Generäle aus Israel und Deutschland. Junge Offiziere aus Israel machen ihren Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg und umgekehrt deutsche Offiziere an der israelischen Akademie.