Riskantes Spiel um Sex und Macht

02.05.2012
Einen rasanten Aufstieg unternimmt der junge Georges Duroy, als er nach Paris kommt. Als "Bel Ami" reicher Ehefrauen schläft er sich nach oben und mischt als Journalist bald eben dort mit. Ein gefährliches Spiel.
"Bel Ami" langweilte schon während der diesjährigen Berlinale-Wettbewerbsaufführung, wo er außerhalb der Konkurrenz lief. Es ist ja die zigste Verfilmung des berühmten Romans von Guy de Maupassant (1850 bis 1893), der 1885 veröffentlicht wurde. Hierzulande entstand die letzte Adaption 1967, für einen TV-Film unter der Regie von Helmut Käutner. Die alte Leier: Kleider machen Leute. Wer schön ist, gewinnt. Kann gewinnen, wenn er auch gut foppen kann, täuschen und tricksen - in der Gesellschaft wie im Bett. Gut aussehen, um aufzusteigen, ist das Fluch oder Segen? Der geplante Erfolg für einen opportunistischen Saukerl-Schönling mit viel Intrigen-Charme, eine Paraderolle für einen exzellenten Charakter-Mimen.

Der junge, ungebildete, blendend aussehende George Duroy kommt anno 1890 hungrig nach Paris, wo Reichtum und Ruhm für ihn winken, möglich sind, machbar. Ist er überzeugt. Von einem bekannten Zeitungsredakteur in die feine Gesellschaft eingeführt, startet er bald durch als "Bel Ami", Verführer von Ehefrauen einflussreicher Männer. Als ein plötzlich viel umschwärmter Liebling - mit eiskalten Ego-Interessen. Tür und Tor öffnen sich für ihn. Strategisch baut er auf Affären, Liebschaften und Zweckehen. Ehrgeizig hinterlässt er eine schmutzige emotionale Bettspur. Zugleich wird und wirkt er in Rekordzeit als Journalist, befindet sich nun auf einem aalglatten wie risikoreichen politischen Parkett. Der Emporkömmling ist mittenmang in die Geschicke von Meinungs- und Lenkungsmacht eingebunden. Glaubt er jedenfalls. Die Überholspur ist erreicht, und hier will er sich nun auch festsetzen, festfahren, dauerhaft aufhalten. Doch jetzt formieren sich Gegner wie Gegenargumente.

Viel äußerlicher Pomp: Kostüme, Frisuren, Kulissen - vom feinsten. Und ziemlich egal. Denn er funktioniert hier nicht: der Mädel-Schwarm Robert Pattinson. Als bleicher, sensibler Vampir Edward Cullen in den "Twilight"/"Bis(s)"-Movies bekannt geworden und jungfräulich angehimmelt (Teil 2 der letzten Kinofolge kommt im November 2012 in die Kinos), liegt er hier schief. Buchstäblich. Darstellerisch wacklig, eher fade. Aus dem "Sexiest Man of the Planet", zu dem ihn die Leserinnen der Zeitschrift "Glamour" wiederholt gewählt haben, entsteht hier nur ein - oftmals - nackiger Pappkamerad von nur begrenzter, behaupteter darstellerischer Attraktivität.

Als Eros-Knabe agiert er fahrig, lahm, ausdruckslahm. Als Körper an Frau der in Bett. Spöttisch könnte man sagen: der irritierte Vampir. Der bei verlangter Mehr-Bewegung in Charakter und Ausdruck blöd scheitert. Was erwachsene Mädels wie Uma Thurman, Kristin Scott Thomas Christina Ricci hier an ihm finden sollen/müssen, entpuppt sich als lediglich vorgegebene Drehbuchpapier-Anweisung. Glauben, fühlen, empfinden tut man dies nie.

Der neue "Bel Ami"-Film ist nur eine durchschaubare, vergebliche Mühe mit der Absicht mit einem aktuellen männlichen Teenie-Star von jetzt 25 weiter tüchtig die Kinokassen klingeln zu lassen. Wird nicht aufgehen.

Großbritannien/Frankreich/Italien 2012. Regie: Declan Donnellan, Nick Ormerod. Darsteller: Robert Pattinson, Christina Ricci, Uma Thurman, Kristin Scott Thomas, Colm Meaney, Natalia Tena, Holly Grainger, Philip Glenister, Pip Torrens. Ab 12 Jahren, 102 Minuten.

Filmhomepage "Bel Ami"
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