Reiner Calmund über Donald Trump

Der nette, sehr aufmerksame Gastgeber

Reiner Calmund als "Big Boss" bei RTL
Reiner Calmund als "Big Boss" bei RTL © picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd
Moderation: Stephan Karkowsky · 09.11.2016
Donald Trump ist mit der TV-Show "The Apprentice" berühmt geworden. Die gab es so ähnlich auch in deutschen Fernsehen, und der deutsche Trump war Reiner Calmund. Dieser hat den echten Trump mal kennengelernt - und kann dem künftigen US-Präsidenten auch Gutes abgewinnen.
Stephan Karkowsky: Donald Trump ist kein Politiker, er ist Immobilienunternehmer und Entertainer. Seine spektakulärste Sendung hieß "The Apprentice", auf Deutsch "Der Lehrling", in der Donald Trump Dieter-Bohlen-mäßig einen Kandidaten nach dem anderen rauswarf mit dem legendären Satz: "You’re fired!" – "Du bist gefeuert!"
Bis am Ende einer übrig blieb, dem er dann 500.000 Dollar Existenzgründungskapital überreichte. Dieses Format gab es 2004 auch auf Deutsch bei RTL, da hieß es "Big Boss". Und in der deutschen Version spielte Trumps Rolle der Ex-Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund. Herr Calmund, guten Tag!
Reiner Calmund: Ja, guten Tag! Ich habe ihn auch kennengelernt, er hat mal ein Treffen auch mit den Amerikanern veranstaltet bei ihm in seinem Sitz da in Palm Beach, Mar-a-Lago oder so … War sehr einsam, er war ein netter Gastgeber, wir hatten unseren Spaß gehabt, aber das hat natürlich jetzt nichts mit dem Thema US-Präsidentschaft zu tun.
Karkowsky: Ja, Mar-a-Lago, der pompöse Privatclub Trumps, an was können Sie sich da genau noch erinnern?

Es war lustig und nett mit Trump

Calmund: Ja, er war wirklich ein sehr, sehr, sehr aufmerksamer, netter Gastgeber, es war ein paar Tage vor seiner Hochzeit mit seiner heutigen Frau. Ich hatte auch meine Frau dabei und er hatte auch viele Clubmitglieder im Anschluss an unser Treffen dann noch eingeladen. Also, wir haben das ganz lustig und nett da über die Runden gebracht und da hatte ich eigentlich einen ordentlichen Eindruck von ihm.
Karkowsky: Aber einen Gegenbesuch hat es nie gegeben?
Calmund: Nee!
Karkowsky: Gegen Sie, Herr Calmund, haben es Schwergewichte selbst wie Trump schwer. Aber welchen Eindruck hatten Sie denn vom Format dieses Mannes, war das eines Präsidenten würdig?
Calmund: Ja gut, man sieht ja, also, alles, was er da gemacht hat, kann man sicherlich nicht so tolerieren. Ich glaube auch, dass wir alle in Deutschland, die meisten Europäer, gehofft haben, Frau Clinton gewinnt, weil sie mit ihrer Politik berechenbarer ist, obwohl sie jetzt auch nicht für die meisten so der direkte Wunschengel, die Wunschpräsidentin war.
Man darf nicht vergessen, es herrscht eine große Politverdrossenheit auch in Deutschland. Wenn wir nach England, nach Frankreich oder insbesondere, ich sage mal, nach USA gucken: In den USA – großes Land, verschiedenste Mentalitäten – ist diese Politverdrossenheit riesengroß, die Gräben sind riesig größer als hier in Deutschland. Und jetzt kommt da so dieses Misstrauen, dieses fehlende Vertrauen zu dem politischen Etablissement in Washington ist bei den Menschen, bei den meisten Amerikanern unwahrscheinlich groß, um vieles mehr als hier in Deutschland.

Auf dem "Klavier vom einfachen Mann" gespielt

So, jetzt kommt da ein Seiteneinsteiger, der sagt, ich mache Unternehmen, spielt auf dem Klavier von dem einfachen Mann und damit wurde der eigentlich auch gefährlich. Ich glaube, er ist gewählt worden, weil er kein Politiker ist. Ich habe auch da gesagt: Wenn der jetzt gewählt würde, in der letzten Woche, dann würdest du nicht so viel Angst haben, ach, der Trump läuft mit dem Colt rum und der ist auch noch Oberbefehlshaber der Streitkräfte! Ja, man muss immer sagen: Den Krieg kann der ja nicht ausrufen, das kann nur im Grunde genommen der Kongress.
Die Budgets werden auch vom Kongress festgelegt, auch Gesetzgebung. Also, wir müssen also schon mal gucken, er muss seine optimalen Berater haben und man muss auch immer wissen, was der Kongress darf und was der muss und welche Rechte der hat, sodass er da keine One Man Show machen kann. Das muss man so klar sehen.
Es ist jetzt eine andere Konstellation, früher Obama als Demokrat, die Mehrheit hatten die Republikaner, jetzt hast du Republikaner und eben noch aus ihren Reihen den Präsidenten. Und die, glaube ich, also, die Partei, also die Republikaner, haben ja schon gesagt: Wir gucken dem schon auf die Finger. Viele haben auch gesagt, eine gute Zusammenarbeit können wir uns nicht vorstellen. Aber ich habe ihn heute Morgen im Fernsehen noch mal kurz gehört, da hat er vom Telefonat, von Clinton sehr vernünftig gesprochen, der fiese Wahlkampf ist vorbei, wir sollten jetzt gucken, dass wir das ganze Land vereinen, ich bin auch der Präsident von denen, die mich kritisiert haben, die mich nicht haben wollen. Also, es klang versöhnlich, man muss jetzt abwarten, was daraus wird. Und wir sollten jetzt nicht alle nur direkt skeptisch sein, wir wollen jetzt sagen: So, jetzt versuchen wird, das Beste daraus zu machen, ist ja nicht zu ändern.
Karkowsky: Herr Calmund, Trumps politische Erfahrung ist nicht größer als Ihre. Und Sie haben ja schon mal seine Rolle eingenommen. Hand aufs Herz: Werden Sie sich jetzt auch bewerben für das Amt des Bundespräsidenten?

"Demokratie ist für mich etwas Schwieriges"

Calmund: Nein, das nicht, also … Ich bin ja von zu Hause aus kein … Ich bin ein Verfechter der Demokratur. Demokratie ist für mich etwas Schwieriges. Aber wie es im Leben ist, man muss es so nehmen, wie es kommt, und dann muss man gucken, dass man das Beste daraus macht. Und dann will ich das Ganze etwas optimistischer sehen.
Ich bin jetzt kein Trump-Fan, aber es bringt jetzt überhaupt nichts. Ich hätte vermutlich auch die Clinton gewählt und damit berechenbare Politik, lassen wir es doch mal abwarten, lassen wir es angucken. Es gibt sicherlich in Amerika sehr, sehr viele erfahrene Leute auch aus der Politik, die da schon ein entscheidendes Wörtchen mitzureden haben und auch mitreden werden.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Mehr zum Thema