Rafi Pitts über "Soy Nero"

"Die absurdeste Grenze ist die zwischen Mexiko und den USA"

Rafi Pitts im Gespräch mit Susanne Burg · 16.02.2016
Grenzen faszinierten ihn, sagt der britisch-iranische Regisseur Rafi Pitts zu seinem Film "Soy Nero", der im Berlinale-Wettbewerb läuft. Darin geht es um den Grenzzaun der USA zu Mexiko, der Einwanderer fernhalten soll. Doch das sei absurd - deshalb kämpfe er gegen solche Zäune und Mauern.
Er habe einen Film über Einwanderung drehen wollen, sagt der britisch-iranische Regisseur Rafi Pitts im Deutschlandradio Kultur zum Entstehungsprozess seines Films "Soy Nero", der am heutigen Dienstag im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale Premiere hatte. Pitts lebt seit vielen Jahren in Frankreich und reiste für seine Filme immer wieder in den Iran. Diesmal drehte er in den USA.
In seinem Film geht es um den Mexikaner Nero, der über den Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA klettert. Der Zuschauer ahnt, dass er das bereits häufiger gemacht hat.
"Grenzen faszinieren mich", so Pitts. Und die die absurdeste Grenze, die ihm eingefallen sei, war die Grenze zwischen Mexiko und den USA, wo letztere versuchten, sich vor Einwanderern zu schützen.
"Ich habe das nicht als Kritik an den USA gemeint, sondern das war einfach der Ausgangspunkt für diese Geschichte, weil ich verstehen wollte, wie es dazu kommt. Die Amerikaner sind ja besessen von ihrer Wirtschaft und ihrer Wirtschaftskraft und die Latinos tragen dazu bei, dass Amerika ein so mächtiges Land ist. Und dennoch schotten sie sich mit Mauern gegen die Latinos mit Mauern. Diese Absurdität fand ich interessant."
Rafi Pitts' Identifikation mit Nero
Und zu seiner konkreten Motivation, sich mit diesem Thema zu beschäftigten, sagte Pitts: "Ich mag keine Mauern. Ich denke, Menschen brauchen keine Mauern. Das schafft nur Wut und es verhindert auch nichts. Man kann immer wieder Zäune oder Mauern überwinden. Und so kämpfe ich dagegen.
Mit der Hauptfigur Nero identifiziere er sich, sagt Pitts. Denn auch er sei aufgrund seines familiären Hintergrunds mit der Frage nach der nationalen Zugehörigkeit konfrontiert. "Ich habe verschiedene Nationalitäten. Meine Mutter ist Iranerin, mein Vater ist Engländer und mein Stiefvater ist Franzose. Natürlich ist die Frage der Zugehörigkeit immer eine ganz spannende, die man sich von Kind auf stellt. Deshalb identifiziere ich mich mit Nero. Man spürt, dass er schon öfter über diesen Zaun geklettert ist, weil er gehört ja nach Amerika, auch wenn Amerika ihn verstößt."
Sein Film sei vielschichtig und ermögliche verschiedene Lesarten. Letztlich müsse das Publikum entscheiden, welche es am interessantesten finde.
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