Prozess in Den Haag

Neun Jahre Haft für Zerstörung von Weltkulturerbe

Das Bild zeigt Al Faqi Al Mahdi von der Seite auf der Anklagebank. Er trägt Kopfhörer und scheint jemandem aufmerksam zuzuhören. Er hat einen Anzug an und trägt eine Krawatte.
Das Bild zeigt Al Faqi Al Mahdi von der Seite auf der Anklagebank bei Prozessbeginn vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. © AFP / Patrick Post
Von Charlotte Wiedemann · 27.09.2016
Kulturzerstörung als Kriegsverbrechen: Der internationale Strafgerichtshof in den Haag hat den Islamisten Ahmad al-Faqi al-Mahdi wegen der Zerstörung von Welterbestätten in der malischen Stadt Timbuktu zu neun Jahren Haft verurteilt. Hier einige Einschätzungen zum Urteil.
Timbuktu in Mali wird auch die Stadt der "333 Heiligen" genannt. Eine Oasenstadt, die im 15. und 16. Jahrhundert ein pulsierendes, intellektuelles und spirituelles Zentrum in Afrika war – zugleich ein wichtiger Ort für die Verbreitung der islamischen Kultur.
Erstmals ist heute vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ein Urteil wegen Vernichtung von UNESCO-Weltkulturerbestätten in Timbuktu gefällt worden. Der malische Islamist Al Mahdi Al Faqi wurde zu neun Jahren Haft verurteilt. Er hatte im Sommer 2012 die Zerstörung von neun der 14 historischen Mausoleen beaufsichtigt.
Auch Teile einer Moschee wurden damals von einer Al-Kaida nahestehenden Extremistengruppe mit Spitzhacken zertrümmert.
Hören Sie dazu einen Beitrag unseres Korrespondenten Ludger Kazmierczak:
Im Deutschlandradio Kultur sprach der Jurist und Wissenschaftler Robert Frau von der Frankfurter Viadrina-Universität von einem "wichtigen Meilenstein in der Entwicklung des Völkerstrafrechts". Die Zerstörung von Unesco-Kulturerbe könne als Kriegsverbrechen strafrechtlich belangt werden, das habe dieser Prozess gezeigt.
Kritscher äußerte sich die Journalistin und Mali-Kennerin, Charlotte Wiedemann, in unserem Programm.
Der 40-jährige Ahmad al-Faqi al-Mahdi sei "der einzige Täter, der für eine ganze Masse von Unrecht belangt worden ist", sagte sie.
Es gebe auf der anderen Seite eine Vielzahl von Tätern, die aus Gründen politischer Opportunität wieder freigelassen wurden – oft im Austausch gegen französische Geiseln. Das Urteil befriedige die Europäer mehr als die Menschen in Mali. "Die Europäer hatten immer schon eine Obsession mit Timbuktu", so Wiedemann.
Literaturtipp: Charlotte Wiedemann, Mali oder das Ringen um Würde: Meine Reisen in einem verwundeten Land, Pantheon Verlag 2014, 304 Seiten
Bilder aus einem Video, das die Zerstörung von Mausoleen 2012 in Timbuktu zeigt.
Bilder aus einem Video, das die Zerstörung von Mausoleen 2012 in Timbuktu zeigt. © AFP PHOTO STR / AFP
Mehr zum Thema