Pornfilmfestival in Berlin

Warum der "Schulmädchenreport" ein Skandal ist

Dreharbeiten zu einem Pornofilm in Prag
Dreharbeiten zu einem Pornofilm in Prag © picture alliance / dpa / Jaros Milan
Jochen Werner im Gespräch mit Max Oppel · 26.10.2016
Die 11. Auflage des Berliner Pornfilmfestivals zeigt jede Menge Sexualität auf der Leinwand, meidet aber die Mainstream-Produktionen der Branche. Mit deutschen Softsex-Filmen aus den 70ern wird auch ein Kapitel der "Rape Culture" beleuchtet.
Der Titel täuscht ein wenig: Das Berliner Pornfilmfestival zeigt nicht die neuesten Produktionen der internationalen Sexfilmbranche, sondern beschäftigt sich mit Filmen, die sich für den Umgang mit Sexualität, für Feminismus- und Genderfragen interessieren.
Die Independent-Porno-Szene, feministisch oder queer, habe sich in den letzten Jahren so stark entwickelt und sei so "raumgreifend" geworden, dass der Mainstream-Porno kaum noch eine Rolle auf dem Festival spiele, sagte Jochen Werner, einer der fünf Organisatoren, im Deutschlandradio Kultur.
Auch ein Blick in die Vergangenheit kann sich mitunter lohnen. Dieses Jahr haben Werner und seine Mitstreiter eine kleine Retro-Reihe mit deutschen Softsex-Filmen aus den 1970er Jahren aufgelegt. Die Variationsbreite reicht Werner zufolge dabei von "düsteren Subkultur-Filmen" ("Ich - ein Groupie") bis hin zu den "Drei Schwedinnen in Oberbayern", "wo mitunter in den Niederungen von Slapstick und Kalauern eine wunderbar anarchische Freiheit erscheint".

Schulmädchenreport: "Sie hat es so gewollt"

Das Publikum solle sich über solche Filme aber nicht nur amüsieren, sondern diese auch diskutieren, sagte Werner. Zum Konzept des Festivals gehören auch Einführungen durch Kuratoren und Filmwissenschaftler, und die anschließenden Gespräche – kann man doch durch die Filme auch einiges über die Zeit, in denen sie entstanden sind, erfahren.
Szene aus dem Schulmädchenreport, Teil 13
Szene aus dem Schulmädchenreport, Teil 13: "Vergiß beim Sex die Liebe nicht", hieß diese Folge.© Imago / United Archives
Das gilt wohl auch für den "Schulmädchenreport 3", den das Festival ins Programm genommen hat. Der Film sei ein "Manifest der Rape Culture", sagte Werner – in ihm werde vergewaltigt, und die Vergewaltigungen würden dann auch noch entschuldigt. Motto: "Sie hat es so gewollt, man muss die jungen Damen nur richtig anfassen."
Werner, der das Werk "niederträchtig" findet, nennt es einen Skandal, dass der Film in den 70er Jahren noch produziert werden konnte und im Kino ein Millionenpublikum fand: "Das muss man gesehen haben, um es zu glauben", meint er. (ahe)
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