Pop

Cometenschweif am Basshimmel

Album-Cover: "Comet, come to me" von Meshell Ndegeocello (Ausschnitt)
Album-Cover: "Comet, come to me" von Meshell Ndegeocello © naïve
Von Thorsten Bednarz · 11.06.2014
Noch vor wenigen Wochen trat Meshell Ndegeocello als Produzentin in Erscheinung und verordnete dem britischen Sänger und Poeten Anthony Joseph eine radikale musikalische Frischzellenkur. Nun legt sie unter eigenem Namen ein nicht minder furioses Werk nach.
Das Album beginnt mit dem Lied "Friends". Das Original von Whodini erschien vor 30 Jahren und wurde zu einem ziemlich einflussreichen Hip Hop-Song. Allerdings wundert man sich, wie viele Abgründe, Steilhänge und unerwartete Wendungen er enthalten kann, wenn die in Berlin geborene Amerikanerin ihn sich mit ihren Musikerkollegen vornimmt.
Doch ist es kein Eskapismus, Meshell Ndegeocello ist neben Rock und Pop auch im Jazz und in der improvisierten Musik zu Hause. Manchmal scheint ihr kürzester Weg um drei Ecken zu gehen. Man hört regelrecht, wie natürlich sich auch vertrackt erscheinende Songs bei ihr entwickeln. Überraschung bietet der Song "Tom", der klingt, als hätte Prince mit Sade im Studio gestanden. Im Grunde ist Meshell Ndegeocello schon seit Jahren der eigentliche Prince – die Welt weiß es nur noch nicht.
Dort, wo der kleine Beutelschneider aus Minneapolis ein bis zwei Alben braucht, um sich neu zu erfinden, reichen bei der Bassistin drei Minuten. Auch wenn der Opener "Friends" vielleicht noch etwas sperrig erscheinen mag, "Comet, come to me" ist doch ein erstaunlich eingängiges Pop-Album geworden.

Meshell Ndegeocello: "Comet, come to me"
Label: naïve