Peter Cornelius' Oper "Der Barbier von Bagdad"

Der unbelehrbare Chaot

Eine Szene aus Peter Cornelius' Oper "Der Barbier von Bagdad" mit Dan Chamandy und Philipp Meierhöfer am Stadttheater Gießen
Eine Szene aus Peter Cornelius' Oper "Der Barbier von Bagdad" mit Dan Chamandy und Philipp Meierhöfer am Stadttheater Gießen © Rolf K. Wegst/Stadttheater Gießen
04.03.2017
Einmal mehr der märchenhafte Orient - Peter Cornelius hat seine Oper "Der Barbier von Bagdad" nicht zuletzt als Gegengewicht gegen Richard Wagners Kultspiele als "Spieloper" angelegt, das Stadttheater Gießen hat sie jetzt neu herausgebracht.
Eine Geschichte wie aus den Märchen aus "1001 Nacht" in einer deutschsprachigen Spieloper – ein Gegengewicht gegen die stoffliche Schwere Richard Wagners. Die Opernbesucher und Zuhörer tauchen im Stadttheater Gießen in die imaginierte "Buffowelt" des Orients ein und können die Suche nach Bezügen zur damaligen und heutigen Echtzeit vollends außen vor lassen.
Ein Barbier, der vor allen Dingen redet und Ränke schmiedet und gar nicht so viel Haare und Bärte schneidet und der bei allem, was er tut, allgemein menschlich handeln will, ein solcher universeller Menschentyp ist Handlungsträger von Cornelius' Oper. Der Barbier hilft schließlich auch der Liebe zweier junger Menschen über alle Verwicklungen und Hindernisse hinweg: Nureddin vergöttert Margiana, die als Tochter des Kadi, also aus besserem Hause, für ihn eigentlich unerreichbar ist. "Abu Hassan Ali Ebn Bekar" – so heißt der Barbier aus Bagdad mit bürgerlichem Namen – bietet Nureddin seine Dienste an. Der Barbier erweist sich als unbelehrbarer Chaot, der das Absurde anzieht, und dann doch helfen kann.
Der Komponist Peter Cornelius hat viele Monate gerungen, bevor er dem Barbier eine textliche und musikalische Gestalt geben konnte – der unsympathische Sonderling des Märchenbuches wird in der Oper zu einem humorvollen "Totaluniversalgenie". Auch Nureddin ist bei Cornelius ein positiver Charakter. 1855 hat Cornelius die erste Skizze vollendet, im Jahr drauf lag das Buch als Zweiakter vor – im März 1858 hat er die Partitur abgeschlossen.
Gewidmet hat Peter Cornelius die Oper dem hoch verehrten Franz Liszt – der den "Barbier von Bagdad" schließlich im Dezember 1858 in Weimar aus der Taufe hob. Der Uraufführungsabend geriet zum Fiasko, nicht, weil man Cornelius' Oper ablehnte, sondern, weil man gegen Liszt demonstrierte, der fortan die Oper mied. Intendant Dingelstedt hatte großen Anteil an der Inszenierung in der Oper – Peter Cornelius war der Leidtragende - vielleicht hätte ja "ein Barbier von Weimar" die Sache richten können?
Stadttheater Gießen
Aufzeichnung vom 28. Januar 2017
Peter Cornelius
"Der Barbier von Bagdad", Oper in zwei Akten
Libretto: der Komponist

Grga Peroš - Kalif
Dan Chamandy - Baba Mustapha
Karola Pavone - Margiana
Marie Seidler - Bostana
Clemens Kerschbaumer - Nureddin
Philipp Meierhöfer - Abu Hassan Ali Ebn Bekar
Chul-Ho Jang - 1. Muezzin
Vepkhia Tsiklauri - 2. Muezzin
Kornel Maciejowski - 3. Muezzin
Sang-Kyu Han - Sklave
Chor und Extrachor des Stadttheater Gießen
Philharmonisches Orchester Gießen
Leitung: Jan Hoffmann