Papier und Gedächtnis

Selber schreiben macht schlau

Ein Neunjähriger schreibt in ein Schulheft
So geht es: Was man per Hand geschrieben hat, kann man sich gut merken. © Imago
Martin Korte im Gespräch mit André Hatting · 28.03.2017
Längst gehört es zum Alltag: Schreiben auf dem Computer, Handy, Tablet. Damit tun wir allerdings unserem Gedächtnis keinen Gefallen, weiß der Biologe Martin Korte. Er erklärt, warum wir immer noch zu Papier und Stift greifen sollten.
Das Schreiben mit der Hand biete eine zusätzliche Möglichkeit, sich an etwas zu erinnern, sagt Korte, der an der TU Braunschweig lehrt: "Wir erinnern Dinge dann besser, wenn wir sie nochmal neu durchdacht haben und nicht einfach nur einer elektronischen Form zustimmen oder uns die einfach ansehen." Darüber hinaus bilde die Motorik des Schreibens auch einen Zugang zu dem, was wir gelesen und geschrieben hätten.

Ob Druck- oder Schreibschrift, ist egal

Deshalb sei es auch wichtig, dass Kinder in der Schule mit dem Füller Schreiben lernten, so Korte - und hat gleich ein Negativbeispiel: In Irland hätten Kinder eine Zeitlang nur elektronisch schreiben gelernt. Man habe dann jedoch gemerkt, dass nicht nur deren Feinmotorik gelitten habe, sondern auch ihr Sprachschatz nachher kleiner gewesen sei.
Anhand bildgebender Verfahren sei festgestellt worden, dass beim Erinnern an ein Wort nicht nur die Sprachzentren in der Großhirnrinde, sondern auch das Kleinhirn aktiv werde - "so als wenn wir die Wortbedeutung nicht nur über den Zusammenhang und über Inhalte speichern, sondern auch über die Motorik des Schreibens". Damit könne man leichter verschiedene Worte einsetzen, um einen Sachverhalt auszudrücken: "Wir werden also variabler in der Sprache."
Ob Druck- oder Schreibschrift - dazu habe er, so Korte, keine Präferenz. Am Ende müsse jeder seine eigene Handschrift entwickeln: schnell, effektiv, lesbar.
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