Originalton

Der duftende Berg

Blick auf einen Teil des Neuen Sommerpalasts, eines Gartens im Nordwesten Pekings
Blick auf einen Teil des Neuen Sommerpalasts, eines Gartens im Nordwesten Pekings © dpa / pictrue alliance / Imaginechina
Von Hans v. Trotha · 31.10.2014
Eigentlich ist Hans von Trotha aufgebrochen, um in China nach dem Ursprung der Englischen Gärten zu suchen. Dass es bei seiner Serie "Lost in China" bisher weniger um Gärten ging – das kann passieren, weil Reisen ja immer bedeutet, etwas anderes zu finden als das, was man gesucht hat. Heute tauchen aber endlich vielsagende Gärten auf.
Schon die Namen der Gärten sind in China Poesie. Garten der vollkommenen Klarheit, Garten des bescheidenen Beamten, Garten des Meisters der Netze – das setzt die Fantasie in Gang, ohne dass man einen von diesen Gärten je gesehen hätte.
Wer die chinesischen Gärten verstehen will – und das war schließlich Ziel und Zweck unserer Reise – muss, lehrt uns unser Cicerone Rainer Kloubert, die bergige Landschaft um Peking gesehen haben, am besten vom Duftenden Berg aus. Es gibt die kaiserlichen Gärten, die Beamtengärten und Gartenanlagen um alte Klöster und Tempel wie am Duftenden Berg.
Phil Dera: "Der religiöse Aspekt hat vielleicht noch ein bisschen die Magie befördert, aber im weitesten Sinne war es wirklich, den Westbergen so nahe zu sein. Und die Atmosphäre, die der Ort generiert hat, der abgeschlossene Ort, umgeben von der Natur, die omnipräsent war, immer wieder in dieser Dunstglocke, hatte eine ganz besondere Magie."
Ohrenbetäubend kann der Lärm der Zikaden auf dem Duftenden Berg werden. Hier soll sich Mao auf den Einzug in Peking vorbereitet haben. Ein Spruch besagt: Wer über diesen Hügel herrscht, herrscht über Peking.
Rainer Kloubert: "Es war ein Spruch, der erst nach der Kaiserzeit aufkam. Es ist ein neuralgischer Ort."
Am ersten Tag hatte Rainer Kloubert uns erklärt, dass es Ziel der chinesischen Gärten sei, sich in ihnen, an sie zu verlieren. Der Duftende Berg lehrt uns, dass das nur der Anfang ist, der Verlust an die Landschaft nur die erste Stufe.
Eine der wichtigen Ideen der chinesischen Philosophie, erklärt uns Rainer Kloubert, ist es,nichts denken zu können. Sich selbst ausliefern. Ein Spruch, der sogar über Kaiserthronen stand. Die Essenz des kaiserlichen Seins sei: Nichts bewegen.
Darauf muss man erstmal kommen. Nichts bewegen. Was muss diese Idee, das "Nichts bewegen" den Menschen damals bedeutet haben? Schließlich käme ja keiner auf die Idee, "Nichts bewegen" über den Arbeitsplatz von Angela Merkel zu schreiben.
Obwohl ...
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