Oper

Liebe und kritischer Geist

Der Arnold-Schönberg-Chor in Tschaikowskys Oper "Die Zauberin" im Theater an der Wien
Der Arnold-Schönberg-Chor in Tschaikowskys Oper "Die Zauberin" im Theater an der Wien © Monika Rittershaus
11.10.2014
Nastasjas Gasthof am Fluss ist ein Zufluchtsort für liberale Geister. Der herrschende Fürst will ihren Salon schließen. Fast alle Männer verlieben sich in Nastasja. Auch der Fürst, der plötzlich selbst liberal denkt. Am Ende von Tschaikowskys Oper "Die Zauberin" sind leider fast alle tot. Denn die Fürstin wurde eifersüchtig. Und liberale Geister hatten es schon immer schwer in Russland.
Von seinem Bruder Modest wurde der Komponist Peter Tschaikowski auf ein spannendes Theaterstück hingewiesen. Ippolit Schpaschinski hatte in "Charodeyka" (Die Zauberin) die Salondame "Kuma" erfunden. Die agiert in diesem russischen Drama mit Shakespeareschen Zügen als Wirtin eines Gasthauses am Fluss. Nastasja heißt sie mit ganzem Namen. Und sie bezaubert, ja verzaubert die meisten Männer, die bei ihr ein-und ausgehen und scheinbar ganz nebenbei das freie Denken lernen.
Nastasja hatte eigentlich alle Männer abgewiesen, bis sie einmal zufällig Prinz Juri sah. Auf ihn warf sie all ihre Liebe, doch ihre Gefühle behielt sie geheim. Statt den liberalen Club am Fluss zu schließen, verliebt sich Fürst Kurtjatjew, Juris Vater, in Nastasja. Bald darauf wird er von den liberalen Gedanken, die dort kursieren, infiziert. Fürstin und Sohnemann finden das abscheulich - sicher aus unterschiedlichen Gründen. Als Juri auf Geheiß seiner Mutter Nastasja töten will, gesteht diese ihm ihre Liebe und überzeugt ihn von ihrer Unschuld. Juri beginnt, Nastasjas Liebe zu erwidern. Zu spät: Die Fürstin hat Nastasja schon vergiftet. Sie stirbt in Juris Armen. Der Grausamkeit nicht genug - die Fürstin wirft Nastasjas Leichnam in den Fluss. Auf der Suche nach Nastasja trifft Fürst Kurtjatjew auf seinen Sohn. Vor Eifersucht ermordet er Juri und verfällt dem Wahnsinn. Die Fürstin bleibt allein zurück.
Das Libretto des Theatermanns Schpaschinski bedurfte langwieriger Korrekturen, vor allem musste es gerafft werden. Am 1. November 1887 erblickte "Charodeyka" das Licht der Theaterwelt im Petersburger Mariinski-Theater.
Osteuropäische Spitzenkräfte aus Petersburg, Warschau und Vilnius singen in der aktuellen Produktion des Theaters an der Wien. Die Leitung des Abends hat der russische Dirigent Mikhail Tatarnikov. Er ist Musikdirektor und Chefdirigent des Mikhailovsky Theaters in St. Petersburg. Auch die beiden einheimischen Ensembles garantieren Qualität, der Arnold-Schönberg-Chor und das RSO Wien.
Theater an der Wien
Aufzeichnung vom 14.09.2014
Peter Tschaikowsky
"Die Zauberin" - Oper in vier Akten
Libretto: Ippolit Schpaschinski
Fürst Kurtjatew - Vladislav Sulimsky, Bariton
Fürstin Eupraxia - Agnes Zwierko, Mezzosopran
Prinz Nikita „Juri" - Maxim Aksenov, Tenor
Mamirow - Vladimir Ognovenko, Bass
Nenila - Hanna Schwarz, Mezzosopran
Nastasia "Kuma" - Asmik Grigorian, Sopran
Foka - Martin Snell, Bariton
Kitschiga - Nikolay Didenko, Bass
Balakin - Erik Arman, Tenor
Paissi - Andreas Conrad, Tenor
Potap - Stefan Cerny, Bassbariton
Lukasch - Vasily Efimov, Tenor
Arnold-Schönberg-Chor
ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Leitung: Mikhail Tatarnikov