Nida-Rümelin: Schavan als Forschungsministerin nicht mehr tragbar

Julian Nida-Rümelin im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 06.02.2013
Die Uni Düsseldorf entzieht Annette Schavan den Doktortitel. Muss sie nun von ihrem Amt als Forschungsministerin zurücktreten? Ja, meint der frühere Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin. Sonst werde das Wissenschafts-Ethos in Deutschland beschädigt.
Nach Ansicht des Münchner Philosophen Julian Nida-Rümelin muss die Konsequenz aus Annette Schavans Plagiatsaffäre lauten: "Jemand, der in der Weise getäuscht hat, dass der Doktortitel aberkannt wird, kann jedenfalls nicht Wissenschaftsminister bleiben."

Nach Meinung des Münchner Philosophie-Professors und ehemaligen Kulturstaatsministers Julian Nida-Rümelin ist Annette Schavan nicht länger als Bildungs- und Forschungsministerin tragbar

Im Deutschlandradio Kultur sagte Nida-Rümelin am Mittwoch, Schavan müsse auf jeden Fall vom Amt zurücktreten: "Wenn eine Wissenschaftlerin – und ich bitte, nicht zu vergessen: Frau Schavan ist Wissenschaftlerin –, noch dazu als einzigen Abschluss, einen Doktortitel hat und den nun verliert, dann ist das extrem bitter als Person." Man könne in diesem Fall durchaus Mitleid mit Annette Schavan haben. Doch wenn jemand seinen Doktortitel aufgrund wissenschaftlichen Fehlverhaltens verliere, könne diese Person "auf gar keinen Fall Wissenschaftsministerin bleiben", denn sowohl das Amt wie auch "das Wissenschafts-Ethos" dürften nicht beschädigt werden.

Nida-Rümelin erklärte, die Freie Universität Berlin, die Schavan bislang als Honorarprofessorin beschäftige, werde ihr nun kündigen müssen, da sie über keinen Abschluss und Titel mehr verfüge – und somit auch über "keine Qualifikation".

Dass Schavan derzeit viel Mitleid und auch Unterstützung erfahre, verdanke sie ihrem großen Netzwerk, das sich über viele Jahre gebildet habe, sagte Nida-Rümelin. Zudem sei ihr Fall anders gelagert als der "Fall Guttenberg". Beim ehemaligen Verteidigungsminister und anderen, mit Plagiatsvorwürfen belasteten Politikern könne man davon ausgehen, dass die Doktorarbeit wohl "Karriereinteressen" gedient habe. Doch dies könne man Annette Schavan nicht unterstellen: "Sie hat eine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen – keine sehr glanzvolle, aber immerhin."

Hier finden Sie das vollständige Interview mit Julian Nida-Rümelin aus dem Radiofeuilleton
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