Neue Monatszeitschrift "Oxi"

Murx oder Marx?

Die neue Monatszeitschrift OXI
Die neue Monatszeitschrift OXI © nd
Von Philipp Schnee · 25.10.2016
"Murx und wie er unsere Welt prägt" steht auf dem Titelblatt der ersten Ausgabe des Magazins "Oxi". Ist das Konzept also die Kritik am Murx, am Markt - mit Marx? Der Name "Oxi" in Anlehnung an das griechische Nein zur EU-Sparpolitik vor einem Jahr sei bewusst gewählt, sagt einer der Herausgeber.
"Murx" steht da links in roten Lettern auf dem Titelblatt der ersten Ausgabe. "Murx und wie er unsere Welt prägt", genau genommen. Kritik am Murx, am Ramsch und Müll unserer Konsumgesellschaft, ist das das Konzept der neuen Zeitung? Wolfgang Storz, einer der Herausgeber:
"Wichtige wirtschaftliche Themen als Themen der Gesellschaft darzustellen und zu versuchen, das möglichst verständlich zu machen, das ist das Gründungsmotiv für dieses Produkt."
Mhh, ok. Ein "Produkt" für die Kritik am Murx? Für die Kritik am Markt? Mit Marx? Ohne? Klassisch links?
"Ich mag das nicht. Ich sage immer unsere Haltung ist eine aufklärerische, eine emanzipative. Da spielen Thesen 'ne Rolle vom Marxismus bis mindestens zur katholischen Soziallehre."
Eine recht breite Umschreibung. Wolfgang Storz, Publizist, Ex-Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, Kommunikationsberater, präzisiert nochmals:
"Ich glaube schon, dass wir 'ne klare Haltung haben. Und die klare Haltung ist, dass alle, die da mitmachen der klaren Meinung sind, dass der Kapitalismus, das ist ja nur eine Form möglichen Wirtschaftens…, dass der Kapitalismus in dieser Form, wie wir ihn jetzt haben und insbesondere in der Form des Finanzkapitalismus – dass man da massiv dagegenhalten muss."

Ein bisschen Murx-Kritik, wenig Marx

Ein klares NEIN also, ein OXI.
"Der Name ist ja Oxi, Ochi. Ochi wäre korrekt ausgesprochen. Aber da nehme ich an, da wird sich Oksi einbürgern. Ist ja in Anlehnung an das griechische Nein..."
… - die Verweigerung der griechischen Wähler im vergangenen Jahr, die Spar- und Austeritätspolitik der EU und EZB weiter mitzutragen.
"Und wir haben das bewusst gewählt, weil wer Nein sagt, der muss sagen, wie es anders geht."
Was es dann zu lesen gibt, auf 24 Seiten schlichtem Zeitungspapier oder auf der dazugehörigen Internetvertretung Oxiblog: mit dem liberalen Philosophen John Locke wird die Erbschaftssteuer eingeführt, eine Kritik der Arbeitsgesellschaft, einen USA-Schwerpunkt zur Wahl, was zu "Care-Revoulution", zu Kleidertausch und Foodsharing, Silvio Gsell darf nicht fehlen. Bisher handelt OXI vorwiegend von "Wirtschaftsideen", mehr Essay, mehr vager Diskurs, die ganz großen Ideen werden gewälzt, dabei aber wenig wirklich Neues aufgeworfen. Und, was bisher gänzlich fehlt: Recherchen, Reportagen.
"Das sage ich Ihnen ganz offen, das ist für uns 'ne Frage von Finanzen."
Ein Jahr ist die Finanzierung gesichert, durch eine Kooperation mit der Tageszeitung "Neues Deutschland", 30.000 Exemplare liegen einmal im Monat ihrer Samstagsausgabe bei, dazu kommen noch grob geschätzt 8000 Exemplare im Direktverkauf am Kiosk und 600 Einzelabonnements, bisher. 5000 sollten es aber innerhalb eines Jahres mindestens werden, sagt Wolfgang Storz. Ein ambitioniertes Ziel, schaut man sich die erste Ausgabe an: Oxi, das klingt bisher noch nicht nach einem radikalen Nein. Ein bisschen Murks-Kritik eben, wenig Marx. Recht brav.
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