Neu im Kino

Vertraut trotz Trennung

Blick durch eine Autoscheibe auf eine schneeglatte Straße im Dunkeln.
Auf der Autofahrt von Brüssel in die französischen Alpen erinnern sich Lisa und Frans an früher. © picture alliance / dpa - Uwe Zucchi
Von Jörg Taszman · 23.04.2014
Ein Paar trifft sich nach Jahren der Trennung, weil der gemeinsame Sohn im Krankenhaus liegt. In "Zärtlichkeit" erzählt die belgische Regisseurin Marion Hänsel die Geschichte einer komplexen Beziehung – leise und humorvoll.
Selten sieht man im Kino Filme über Paare, die sich längst getrennt haben und sich dennoch noch etwas von ihren Gefühlen füreinander bewahrt haben. Das (Beziehungs)-Kino liebt eher das pure Drama, die reine Leidenschaft oder die Eindeutigkeit des Scheiterns oder des Happy Ends.
Die belgische Regisseurin Marion Hänsel erzählt nun in "Zärtlichkeit" eine sehr viel komplexere Geschichte. Ein Paar, dass sich lange getrennt hat, besucht den gemeinsamen, erwachsenen Sohn nach einem Skiunfall. Von Belgien aus fahren sie gemeinsam im Auto bis nach Südfrankreich und müssen nach etlichen Jahren wieder zusammen reisen.
Kleines filmisches Juwel
Was bleibt an Vertrautem, an Dingen die man immer am Anderen mochte, den Angewohnheiten, die immer irritierten. Wie viel Zärtlichkeit schwingt noch im Raum, auch wenn man lange nicht mehr zusammen ist?
Es sind genau diese Fragen und Beobachtungen, das scheinbar Banale und Unspektakuläre in zwischenmenschlichen Beziehungen, das diesen leisen, melancholischen und doch humorvollen Film aus Belgien so besonders macht. Und in den Hauptrollen sieht man zwei wunderbare Darsteller: Olivier Gourmet, den die Brüder Dardennes einst in "La Promesse" und "Der Sohn" entdeckten und Marilyne Canto. Die international bekannte Regisseurin und Produzentin Marion Hänsel hat ihrem reichhaltigen Werk mit "Zärtlichkeit" ein kleines, filmisches Juwel hinzugefügt.

Zärtlichkeit
Belgien/Frankreich/Deutschland 2013 – Regie: Marion Hänsel, Darsteller: Maryline Canto, Olivier Gourmet, Adrien Jolivet, Margaux Chatelier, Sergi Lopez – 78 Minuten

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