Neu im Kino: "Nichts passiert"

Der Mann, der es allen recht machen wollte

Der Schauspieler Devid Striesow kommt am 15.01.2016 zur Verleihung des Bayerischen Filmpreises im Prinzregententheater in München (Bayern). Der Bayerische Filmpreis ist eine der begehrtesten und renommiertesten Preise der deutschen Filmbranche. Foto: Ursula Düren/dpa
Kann alles spielen: Devid Striesow © picture alliance / dpa / Ursula Düren
Von Hannelore Heider · 11.02.2016
"Nichts passiert" ist ein wunderbarer Psychothriller, der es schafft, jede Menge Hochspannung und zugleich Beziehungshumor zu bieten. In der Hauptrolle glänzt mal wieder: Devid Striesow.
Devid Striesow kann einfach alles spielen - und das beweist er wieder in dem zwischen Beziehungshumor und bösen Thrillerelementen perfekt ausbalancierten Psychothriller des Schweizer Regisseurs Micha Lewinski, der den Zuschauer bis zum Schluss auf absoluter Hochspannung hält.
Thomas (Devid Striesow) muss seine Familie zum Winterurlaub in den Schweizer Alpen überreden. Seine Frau Martina (Maren Eggert) will lieber in Ruhe an ihrem Buch schreiben, und Teenager Jenny (Lotte Becker) findet Familienurlaub sowieso langweilig.
Nicht nur als "Spielgefährtin" für seine Tochter, sondern auch um sich bei seinem Chef anzubiedern, lädt Thomas dessen Tochter Sarah (Annina Walt) ein, mitzukommen. Die Stimmung im Auto könnte nicht schlechter sein, Thomas setzt dagegen forciert auf gute Laune. Er will wieder Harmonie in die Familie bringen, die auch durch seine Schuld nicht mehr funktioniert.
Lügen und Verdrängung führen letztlich zu physischer Gewalt
Hätte er geahnt, welches Drama ihn schon am ersten Abend ereilt, wäre er nie ins Auto gestiegen. Gegen den Willen seiner Frau fährt er die Mädchen zu einer Dorfparty, und das dramatische Ende dieser Nacht für Sarah löst eine Lawine von Lügen und Verdrängungen aus, die am Schluss sogar in physischer Gewalt eskaliert.
Der Mann, der es allen recht machen will, aber vor allem ganz egoistisch auch sich selbst, verstrickt sich in eine aussichtslose Spirale, die moralische Parameter zunehmend außen vor lässt. Es ist etwas mit Sarah passiert, was er weder seiner Frau noch seinem Chef mitteilt und auf Wunsch des verstörten Mädchens nicht einmal der Polizei.
Aus Feigheit und Selbsterhaltungstrieb wächst dem Mann eine kriminelle Energie zu, die aus dieser Figur eigentlich einen zutiefst unsympathischen Helden machen müsste. Eigentlich, wäre da nicht Devid Striesow. Als Zuschauer steht man letztlich vor einem Rätsel: Hat "Nichts passiert" ein Happy End?
"Nichts passiert"
Regie: Micha Lewinski
Darsteller: Devid Striesow, Maren Eggert, Lotte Becker, Annina Walt, Max Hubacher, Beat Marti
Schweiz 2015
88 Minuten, ab 12 Jahren