Neu im Kino: "Lost River"

Düstere Fabel über Gentrifizierung

Szene aus dem Film "Lost River" von Ryan Gosling, USA 2014
Szene aus dem Film "Lost River" von Ryan Gosling, USA 2014 © Bold Films Productions, Llc. / Tiberius Film GmbH
Von Patrick Wellinski · 28.05.2015
Das Regiedebüt des US-Schauspielers Ryan Gosling erzählt von verzweifelten Menschen in einem fiktionalen Städtchen Lost River. Dabei klaut er die Inszenierungsideen bei Vorbildern wie David Lynch.
Im Jahr 2015 reicht es wohl nicht mehr, nur noch Star zu sein. Gerade Schauspieler müssen sich das Firmament mit einer Unzahl an Eintagsfliegen aus dem Universum der B- und C-Promis teilen und sehen sich vielleicht deshalb nach Alternativbeschäftigungen um. Hugh Laurie, Dustin Hoffman singen in Bands; James Franco gibt den Multimedia-Künstler, inklusive Doktortitel in amerikanischer Literatur, Miranda July schreibt Kurzgeschichten und Romane - und sie alle drehen auch Filme. Das Phänomen des Schauspielerregisseurs ist nicht gerade neu, hat derzeit allerdings Konjunktur.
Ryan Gosling in Cannes
Der Finger zeigt eher in Richtung Schauspielkarriere: Ryan Goslings erster Film kam bereits bei seiner Premiere in Cannes 2014 weniger gut an.© picture alliance / dpa
Nur in diesem Zusammenhang lässt sich "Lost River", das Regiedebüt des US-Schauspielers Ryan Gosling ("Driver"; "Place Beyond The Pines") erklären. Der Film will eine düstere Fabel über die Verzweiflung verstoßener Individuen sein, die sich im fiktionalen Städtchen Lost River der grassierenden Gentrifizierung fügen müssen. Die alleinerziehende Billy (Christina Hendricks) will ihr Haus nicht verlieren und beginnt, in einem dämonischen Nachtclub zu arbeiten. Währenddessen findet ihr rastloser Teenage-Sohn den Weg in eine vergessene Unterwasserstadt.
Bilderreigen aus Horror und Fantasy
Gosling dreht das Ganze als losen und komplett ziellosen Horror-Fantasy-Bilderreigen. Dabei zeigt er sich erstaunlich kreativ, schließlich klaut er sich jede Inszenierungsidee aus den Filmen seiner Vorbilder: die brachiale Leuchtstoffröhren-Färbung der Bilder von Nicolas Windig Refn, die dröhnende Tonspur von David Lynch, die entfesselte Kamera von Terrence Malick. Das Resultat ist dann leider form-, ziel- und zügellos. Außerdem unglaublich beleidigend seinen Frauenfiguren gegenüber, die hier ausgestellt und zu Objekten männlicher Begierde reduziert werden. Ein Alptraum von Film aber eben auch ein Beweis für die künstlerischen Grenzen von Ryan Gosling.

USA 2014, 93 Minuten, Regie: Ryan Gosling, Hauptdarsteller: Christina Hendricks, Saoirse Ronan, Eva Mendes, Iain De Caestecker, ab 16 Jahren

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