Neu im Kino: "Jacques - Entdecker der Ozeane"

Umstrittener Visionär der Meere

Philippe (Pierre Niney, links) und Jacques Cousteau (Lambert Wilson) im Film "Jacques - Entdecker der Ozeane"
Philippe (Pierre Niney, links) und Jacques Cousteau (Lambert Wilson) im Film "Jacques - Entdecker der Ozeane" © © Coco van Oppens
Von Jörg Taszman · 08.12.2016
Mit seinen Dokumentationen aus den 1960er- und 1970er-Jahren über die Meereswelt wurde Jacques-Yves Cousteau berühmt. Doch nach seinem Tod 1997 geriet er in Vergessenheit. Das französische Biopic huldigt dem Forscher, schubst ihn aber zugleich behutsam vom Denkmal.
Er war ein wenig in Vergessenheit geraten, der französische Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau, mit dem Generationen in den 60er- und 70er-Jahren aufwuchsen. Lediglich der amerikanische Kultregisseur Wes Anderson hatte ihn in seiner skurrilen Komödie Die Tiefseetaucher liebevoll karikiert. Nun holen sich die Franzosen mit dem opulenten Biopic Jacques - Entdecker der Ozeane die Deutungshoheit über Costeau zurück.
Die Handlung setzt (nach einem tragischen Prolog) mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein, als sich Cousteau und seine zweite Ehefrau Simone für das Erforschen der Meere entscheiden.

Cousteau verrennt sich in Visionen

Lambert Wilson, einer der charismatischsten französischen Stars der letzten 30 Jahre (Moliere auf dem Fahrrad, Von Menschen und Göttern, Matrix) verkörpert Cousteau kongenial. Ohne Rücksicht auf Verluste begeistert und verrennt er sich in seinen Visionen, träumt von einem Leben auf der Meeresoberfläche und geht einen Pakt mit dem amerikanischen Fernsehen ein.
Denn Jacques Cousteau litt unter schweren Schulden, brauchte permanent Geld und entwickelte sich langsam zu einem Marketingstrategen. Und so stößt dieses Biopic des Franzosen Jérome Salle den großen Cousteau auch das eine oder andere Mal vom Sockel.

Affären und Geldsorgen

Die Stärken des Films liegen in der Familiengeschichte und der exzellenten Besetzung. So ist Audrey Tautou kaum wiederzuerkennen als Simone Cousteau, deren Gesicht von Wind und Wasser gegerbt ist, die burschikos zum Liebling der Mannschaft des Forschungsschiffes Calypso wird, während ihr Mann Affären hat oder seine Geldprobleme löst.
Einen wichtigen Raum nimmt auch die Beziehung von Cousteau zu seinen beiden Söhnen ein, die er unterschiedlich liebte. Mit den Jungstars Piere Niney (Frantz) und Benjamin Lavernhe (Birnenkuchen mit Lavendel) sind auch sie optimal besetzt.
Wer sich also nicht an der konventionellen Machart stört, betörende Bilder auf der Leinwand sucht und eine Prise Familiendrama schätzt, ist in diesem sehenswerten Kinofilm genau richtig.

"Jacques – Entdecker der Ozeane"
Frankreich 2016, Regie: Jérome Salle
Mit: Lambert Wilson, Audrey Tautou, Pierre Niney, Benjamin Lavernhe
Länge: 123 Minuten, FSK: ab 6

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