Neu im Kino

Hoffen auf bessere Zeiten

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Filmstill aus "In Sarmatien" von Volker Koepp © Salzgeber & Co. Medien GmbH
Von Jörg Taszman · 19.03.2014
Von der Ostsee bis ans Schwarze Meer erstreckt sich Sarmatien. Von der Landschaft hörte Dokumentarfilmregisseur Volker Koepp 1963 zum ersten Mal. "In Sarmatien" bildet die Summe seiner bisherigen Filme über die Region.
Volker Koepp, der wohl derzeit bedeutendste deutsche Dokumentarfilmregisseur ist ein Spurensucher. Für Landschaften und Menschen in diesen Landschaften interessiert er sich besonders. Zusammen mit seinem Stamm-Kameramann Thomas Plenert schafft er noch Bilder, die vor allem auf der großen Leinwand wirken.
Auch sein neuer Film "In Sarmatien" beginnt mit einer klassisch quadrierten Landschaftstotale. In der folgenden Einstellung reflektiert eine Protagonistin über das Verhältnis von Natur, Kultur, und Geschichte.
Der geographisch etwas ungefähre Begriff "Sarmatien" definiert ein Gebiet zwischen Ostsee und Galizien und ist damit die Summe von den Filmen Volker Koepps, die er in Osteuropa drehte: Ostpreußen mit "Kurische Nehrung" oder Galizien in den beiden Czernowitz Filmen "Herr Zwilling und Frau Zuckermann" und "Dieses Jahr in Czernowitz". Untersuchte Koepp in seinen früheren Werken vor allem die Überreste, deutschsprachiger und deutsch-jüdischer Kultur, so interessiert er sich diesmal mehr für das Hier und Heute.
Häufig im Mittelpunkt: Perspektivlosigkeit und Armut
Vor allem die Szenen in der Ukraine, rund um Czernowitz erhalten so eine ganz neue Aktualität. Die aktuellen, politischen Umwälzungen konnten weder der Regisseur noch seine Interviewpartner voraussehen, aber in welcher politischen und wirtschaftlichen Krise sich dieses Land befand, wird überdeutlich.

Bis nach Moldawien führt diesmal die filmische Reise und immer wieder stehen Perspektivlosigkeit und Armut vor allem für junge Menschen im Mittelpunkt. Ganze Landstriche sind nur noch mit Alten und Kindern besiedelt. Die Eltern, die Mittelgeneration fehlt oft völlig. Arbeit findet man vor allem in Südeuropa oder in Deutschland. Das bringt einen bescheidenen Wohlstand aber verhindert familiäres Glück.
Und so zeichnet Volker Koepp ein anderes Bild von Europa, das wirtschaftlich immer mehr auseinanderdriftet und sich weder politisch noch kulturell wirklich findet. Die Hoffnung auf bessere Zeiten durchzieht diesen Film genauso stark wie die sanfte Melancholie. Ein schöner neuer Koepp, wie zu oft in den letzten Jahren gegen Ende etwas zu lang, aber sehr sehenswert.
"In Sarmatien"
Dokumentarfilm, D 2013
Regie: Volker Koepp
122 Minuten
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