Neu im Kino

Ehrenrettung für die, denen Ehre gebührt

Die Schauspieler Ronald Zehrfeld (l) als Jesper und Mohsin Ahmady als Tarik in einer undatierten Filmszene des Kinofilms "Zwischen den Welten".
Die Schauspieler Ronald Zehrfeld (l.) als Jesper und Mohsin Ahmady als Tarik in einer Szene des Films "Zwischen den Welten". © picture alliance / dpa / Foto: Björn Kommerell
Von Hannelore Heider  · 26.03.2014
Dieser deutsche Kinofilm über einen Bundeswehrsoldaten im Afghanistaneinsatz hat vieles: sympatische Protagonisten, ehrenwerte Motive, beeindruckende Landschaften - nur keine grundsätzliche Haltung.
Feo Aladags Afghanistanfilm gibt dem Zuschauer bei aller vermeintlichen Klarheit der Intention Rätsel auf. Unmissverständlich ist der Appell um Verständigung und Menschlichkeit auch in Kriegszeiten, unmissverständlich aber auch, dass das im Falle des deutschen Kriegseinsatzes in Afghanistan eine Illusion bleibt.
Am Rande der Wüste die Demokratie bewahren
Wir sehen nicht aufs große Ganze, nicht ins Bundesministerium und kaum in Kommandozentralen vor Ort, sondern auf die Bemühungen eines einzelnen ISAF-Soldaten. Jesper (Ronald Zehrfeld) ist hoch motiviert, er hat sich nach dem Tod seines Bruders in Afghanistan sogar zum zweiten Mal in den Einsatz gemeldet. Im Kampf um einen kleinen Außenposten am Rande der Wüste soll er möglichst gemeinsam mit den Kriegern einer Anti-Taliban-Miliz dem Ansturm standhalten und dabei auch noch unsere Werte von Demokratie und Humanismus bewahren.
Was wir sehen, ist aber, dass dies an den konkreten Bedingungen scheitern muss. Selbst mit einem so feinfühligen Dolmetscher und bald auch Freund wie Tarik (Mohsin Ahmady) finden die Kämpfer keine gemeinsame Sprache über die Kulturen hinweg. Was die verbündeten Milizen und die Dorfbewohner von der Bundeswehr erwarten oder was gar die Militärbürokratie verlangt, ist etwas grundsätzliches anderes, als was der aufrechte Mensch Jesper erreichen will.
Sympathie und Fatalismus
Im Gegenteil gefährdet er sogar aufs Höchste das Leben seines Dolmetschers und dessen Schwester, die permanent bedroht, nach Deutschland kommen wollen. Letztlich gefährdet er damit auch sein Leben und das seiner Kameraden. Dem Zuschauer bleibt bei aller Sympathie nichts anderes übrig, als das fatalistisch zur Kenntnis zu nehmen, und vor allem dank Ronald Zehrfeld Sympathie zu entwickeln für "unsere“ Afghanistankämpfer.
Der Film ist vor Ort gedreht, hat beeindruckende Landschaftsaufnahmen, die die Fremdheit und Einsamkeit in der Fremde überzeugend einfangen, ist aber vor allem zu sehen als Ehrenrettung für die, denen Ehre gebührt. Zu einer grundsätzlicheren Haltung kann sich der Film nicht durchringen.
"Zwischen Welten“
Regie: Feo Aladag
Darsteller: Ronald Zehrfeld, Mohsin Ahmady, Felix Kramer, Burghart Klaußner
D 2014, 98 Minuten
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