Auch wenn diese Geschichte im England des Jahres 1870 spielt, haftet ihr etwas durchaus Modernes an. Im Zentrum der Erzählung steht eine junge Frau, die bei ihrer Tante großgeworden ist, die sich nicht in das Korsett der damaligen Konventionen schnüren lässt, die stattdessen versucht, ihren Weg zu gehen. Für Bathsheba Everdene heißt das, ihr Erbe anzutreten, sich in einer Männerdomäne zu behaupten und ganz allein als Frau eine Farm zu leiten.

Es meint aber auch, herauszufinden, welchen Mann sie wirklich liebt: Den charmanten Frauenhelden Troy, den wohlhabenden Nachbarn Boldwood oder den bodenständigen Schäfer Oak?

In klassischer Manier bringt Thomas Vinterberg die Zerrissenheit seiner Heldin auf die Leinwand. Die südenglische Landschaft mit ihren endlosen Weiden und atemberaubenden Klippen lässt sich wunderbar in Szene setzen. Sogar die harte Arbeit auf der Farm wird zur Augenweide.

Man könnte aber auch von abgefilmten Postkarten sprechen, denn jener ganz eigene Zugang zur Landschaft, der die Romanvorlage von Thomas Hardy prägt, fehlt diesem Film gänzlich.

Überhaupt fragt man sich, was den dänischen Regisseur und Dogma-Mitbegründer an diesem Stoff interessiert hat: Der unkonventionelle Lebensstil seiner Heldin droht in den modellhaften Bildern unterzugehen, ihre Sehnsucht, ihre Gefühle zu finden und auszuleben, findet keinen visuellen Rückhalt.

"Am grünen Rand der Welt" wirkt wie eine Auftragsarbeit, wie ein Film, der an seiner eigenen Gediegenheit zu ersticken droht.