Netflix-Kultserie

Die "Gilmore Girls" sind wieder da!

Alexis Bledel (l) und Lauren Graham haben nach rund zehn Jahren eine Fortsetzung der "Gilmore Girls" gedreht
Alexis Bledel (l) und Lauren Graham haben nach rund zehn Jahren eine Fortsetzung der "Gilmore Girls" gedreht © dpa-Zentralbild
Von Patrick Wellinski · 25.11.2016
Die Kultserie "Gilmore Girls" dreht sich um eine alleinerziehende Mutter, ihre Tochter und die exzentrischen Einwohner ihrer Kleinstadt. Die US-amerikanische Kultserie findet auf Netflix eine Fortsetzung. Für Fans wird das Wiedersehen eine Freude sein.
Vor knapp zehn Jahren und nach sieben langen Staffeln endete mit den "Gilmore Girls" eine der beliebtesten US-amerikanischen Fernsehserien mit einem eher enttäuschenden Finale. Das lag auch daran, dass die beiden Serienerfinder, das Ehepaar Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino, sich mit den Verantwortlichen des Senders überworfen hatten, so dass die Serie mit fremden Autoren zu Ende geführt wurde. Und so blieben Fragen offen und zuvor sehr cleveren Dialogkaskaden wichen seifenopernartigen Beziehungsgeflechten. Kurz um: Es war enttäuschend. Schließlich waren es die Gilmore Girls - erstmals im Jahr 2000 auf Sendung -, die das alte Prinzip der Screwball-Komödie mit einer ungeahnten Leichtigkeit ins 21. Jahrhundert holten.

Die Geschichte von Lorelei und Rory Gilmore

Für alle, die nicht vom Gilmore-Bazillus befallen sind, sollte man erwähnen, dass die Serie die Geschichte von Lorelei und Rory Gilmore erzählt. Einer alleinerziehenden Mutter und ihrer intelligenten Tochter, die in dem abgelegenen Ort Stars Hollow im US-Bundesstaat Connecticut leben unter einer ganzen Reihe von recht exzentrischen Einwohnern, wie dem griesgrämigen Diner-Besitzer Luke, der chaotischen Köchin Sooki oder dem machtsüchtigen Bürgermeister Taylor Doose und der dicken Ballettlehrerin Miss Patty.
Das Markenzeichen dieser Serie waren die blitzschnellen Wortgefechte, die sich die Figuren lieferten, während sie gerne durch die Stadt schlenderten. Diese Dialoge waren in einer unglaublichen Dichte gefüllt mit popkulturellen und medienpolitischen Verweisen, sodass die Drehbücher für eine Folge gerne an die 90 - 100 Seiten ran reichten, was in Anbetracht der Tatsache, dass eine Folge 45 Minuten dauerte, erstaunlich war. Und deshalb war auch die Freude groß als Netflix ankündigte, gemeinsam mit Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino eine vier mal 90 Minuten dauernde Fortsetzung zu drehen mit fast allen ursprünglichen Schauspielern an Board.

Die alten Figuren, die alten Autoren, aber neue Dialoge in der guten alten Hochgeschwindigkeit

Und genau das ist der Reiz dieses Revivals. Die erneute Begegnung mit den Figuren, die zwar gealtert sind und sich irgendwie weiter entwickelt haben und dennoch gleich geblieben sind. Wenn die erste Folge beginnt, sehen wir, dass Lorelei und Luke zusammen sind, dass Rory ihren Traum, eine erfolgreiche Journalistin zu werden, erfüllt hat, und dass Großmutter Emily nun Witwe ist, da Großvater Richard gestorben ist, was allerdings vor allem damit zusammenhängt, dass Schauspieler Edward Herrmann vor ein paar Jahren gestorben ist und darum nun auch nicht mehr in der Rolle auftauchen konnte.
Alle anderen Verwicklungen und Handlungsstränge sollte man an dieser Stelle nicht wiedergeben, weil sie den ganzen Spaß an dieser Wiederbegegnung erheblich trüben würden.

Wiedersehen mit Wohlfühlcharme - aber wenig Neues

Für Fans wird das Wiedersehen allein schon ein Grund zur Freude sein. Die Macher beharren darauf, an den alten nostalgischen Wohlfühlcharme der Ursprungserzählung wieder anzuknüpfen, und das gelingt ihnen über weite Strecken erstaunlich gut. Wer allerdings die Antworten auf ein paar drängende Fragen im Serienkosmos der Gilmore Girls erwartet, wird enttäuscht werden. Auch die Struktur der Folgen, die immer ein ganzes Jahr abbilden, wirkt unnötig gedrängt und entspricht nicht der Vorläuferidee.
Ein wenig mehr Mut in der konsequenten Weiterentwicklung der Figuren hätte auch nicht geschadet, doch das hätte sicherlich viele Fans vor den Kopf gestoßen. Daran erkennt man allerdings wie klug und umsichtig die Macher an dieses Projekt herangegangen sind. Das unterscheidet das gelungene Revival stark von ähnlich gelagerten Serienfällen wie "Fuller House" und "Arrested Development".

"Es war wie ein Nachhausekommen"

Und was sagen die Schauspieler zum Comeback der Kult-Serie? Unsere Autorin Anna Wollner hat Hauptdarstellerin Lauren Graham getroffen.

"A year in a life" – Das Revival der Gilmore Girls auf Netflix
4 Episoden a 90 Minuten. Ab Freitag auf Netflix

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